Apple Keynote: iPhone 11 und Apple TV+ zum Kampfpreis

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Apple gibt den Startschuss für sein Weihnachtsgeschäft mit dem iPhone 11 in sechs verschiedenen Farben, einer neuen Apple Watch in Titan- oder Keramik-Gehäuse und einem eigenen Streaming-Dienst.

Das Apple-Drehbuch verläuft immer nach dem selben Schema. Bereits zu Beginn des Jahres tauchen erste Gerüchte zu den neuen iPhones auf. Zum Teil sollen diese Informationen von Apple selbst gestreut werden. Apple selbst will das bis heute nicht bestätigen und geht formal auch strikt gegen Leaks vor. Nun ist es aber wieder so weit. Der Tag der Keynote ist da und nahezu alle Details zu den drei neuen Geräten sind schon bekannt. Bleibt zu hoffen, dass Tim Cook mit den ikonischen Worten „One More Thing“ von Steve Jobs noch etwas in petto haben wird, das alle noch überrascht.

>>> Die Gerüchte im Überblick.

Dass Apple es dennoch schafft, trotz nahezu allen bekannten Details, die Massen zu begeistern, zeigt ein Blick auf Twitter. Seit Stunden trenden dort #AppleEvent und #iPhone11. An der Börse wird das Unternehmen jedoch nicht mit Vorschusslorbeeren bedacht. Die Aktie startet mit einem Minus von knapp einem Prozent, kann sich aber dennoch über einen Kurs von 212,78 US-Dollar freuen.

Gaming-Service Arcade für fünf Euro monatlich

Am Apple Campus wurde eine eigene Veranstaltungslocation gebaut. Zu Ehren des 2011 verstorbenen Apple-Gründers wurde es nach Steve Jobs benannt. Nach einem pünktlichen Start und einer kurzen Einführung ohne den obligatorischen Rückblicken zu Verkaufszahlen, überlässt er gleich die Bühne dem Arcade-Thema. Apple Arcade wird im Store eine eigene Rubrik sein, um dem Nutzer eine übersichtliche Darstellung der neuen Spiele zu bieten. Darunter auch Froggles von Konami und „Humanity's last Survivor" von Capcom. Demonstriert wurden beide Spiele, die für iOS optimiert sind, auf dem iPad. Das Capcom-Spiel, deren Schmiede auch Resident Evil entstammt, wird exklusiv für Apple erhältlich sein. Bei dem von Annapurna vorgestellten Spiel „Sayonara Wild Hearts“ steht eine Heldin im Mittelpunkt.

Arcade startet in 150 Ländern am 19. September.  Der unlimitierte Zugang zu der Gaming-Plattform soll knapp fünf Dollar kosten. Wie bei Streaming-Diensten mittlerweile üblich, können sich Spieler einen Monat kostenlos von der Qualität des „Gaming-Service“ überzeugen. Welche 150 Länder gemeint sind, und ob Österreich dabei ist, bleibt bislang unbeantwortet.

Apple TV+ zum Kampfpreis

Apple ruft in der Streaming-Welt Kampfpreise aus.
Apple ruft in der Streaming-Welt Kampfpreise aus. REUTERS

Apple weiß, das Interesse seiner Kunden am Köcheln zu halten. Endlich gibt es auch einen Trailer zu „See“ mit Jason Mamoa (Game of Thrones). Bei der Ankündigung des Netflix-Konkurrenten war die Inhaltsangabe ziemlich kryptisch. Nun ist gewiss, es handelt sich um ein Endzeitdrama, in der die Menschen in der Post-Apokalypse das Augenlicht verloren haben, aber Evolution will, dass Menschen sehen. Diese Veränderung scheinen aber nicht alle zu billigen.

Am 1. November startet der Service in 100 Ländern und Apple-Originale sollen monatlich hinzukommen. Und auch hier setzt Apple auf den Kampfpreis von knapp fünf Dollar pro Monat, ohne Personenbeschränkungen. Ein Jahr kostenlos gibt es für Neukunden eines Apple-Geräts.

Ein eigenes Betriebssystem für Tablets: iPad OS

Die Benutzeroberfläche des Betriebssystems wirkt aufgeräumt. Mit der Stiftunterstützung zieht Apple endlich nach. Dienste und Funktionen, die Galaxy-Note-Nutzer bereits längst gewohnt sind und zu schätzen wissen. Screenshot eines beliebigen Inhalts machen und dann mit dem Stift Notizen und Zeichnungen machen.

Das neue 10.2 Zoll große iPad, das im Zuge dieser Neuerung vorgestellt wird, besteht zu 100 Prozent aus wiederverwertetem Aluminium und kommt für 320 Dollar (ohne Steuern) auf den Markt. Im Inneren bietet das Gerät ordentlich Hardware, aber die dicken Ränder sind komisch. Ab dem 30. September werden die Geräte erhältlich sein.

Apple Watch, der Lebensretter

In einem sehr emotionalen und hochdramatischen Featurefilm zeigt Apple, wie die Uhr das Leben von Menschen verändert oder sogar gerettet hat. Die emotionale Schiene kann Apple bespielen, wie kein anderer. Aber bei all der perfekten PR-Maschinerie, muss man auch anmerken, dass es tatsächlich zahlreiche Berichte darüber gibt, wie die EKG-Funktion in der Apple-Watch frühzeitig Unregelmäßigkeiten erkennt.

Damit das Leben der Apple-Nutzer noch gesünder wird, gibt es die Möglichkeit die „Health Research App“ zu installieren. Damit achtet die Uhr dann auf Umgebungsgeräusche. Wenn es zu laut wird, gibt es eine Warnung. Für Frauen gibt es nun ein Tool, um den eigenen Zyklus besser im Auge zu behalten und zu berechnen.

Nutzer können selbst bestimmen, welche Daten sie mit Apple teilen.

Die neue Apple Watch

Die 5.Generation hat ein Always-On-Display. Dabei wird das Licht gedämmt, wenn es aus dem Blickfeld bewegt wird. Fast wie bei einer echten Uhr. Der integrierte Gyrosensor erkennt, ob der Nutzer auf die Uhr schaut. Bleibt nur noch das mit dem Aufladen. Der verbesserte Akku schafft aber trotzdem weiterhin nur 18 Stunden - dabei bleibt Apple dabei, dass es „ein ganzer Tag“ ist.

In über 150 Ländern wurde der länderspezifische Notruf in der Uhr direkt integriert. Dabei braucht die Uhr keine iPhone-Anbindung, also nur eine eSIM. Und auch hier verwendet Apple altes Aluminium und verschreibt sich damit ein bisschen mehr dem Umweltschutz.

Dafür gibt es ein neues Material bei der 5. Generation: Titan. Keramik wird ebenfalls angeboten.

Ab 200 Dollar (ohne Steuern) ist die Uhr ab dem 20. September erhältlich. Wieviel die Titan- oder Keramik-Version mit eSIM kosten soll, verrät Apple noch nicht. 

iPhone - „ein Gerät, das all unser Leben verändert hat“ 

„Kunden lieben iPhone“, eröffnet Tim Cook die iPhone-Präsentation. Darüber, dass die Verkaufszahlen seit einigen Monaten rückläufig sind, wird in so einem Rahmen wenig verloren. Aber unbestritten ist, dass Apple hier schon lange nichts mehr Zündendes vorgestellt hat, aber die Preise ordentlich angehoben hat. Damit wurden Preise jenseits der 1000-Euro-Grenze salonfähig.

Das iPhone 11 kommt bunt daher (insgesamt sechs Farben - siehe Bild) kommt mit einer wie im Vorfeld vermuteten neuen Kamera-Anordnung auf der Rückseite. Und die steht noch immer deutlich vom restlichen Gehäuse ab. Der Buckel ist einfach nicht schön. Das 6,1 Zoll große Device hat ein Retina-Display und ein Sound-System, das Dolby Atmos unterstützt.

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Wie auch bei anderen Herstellern liegt der Fokus auf der Kamera. Neben dem herkömmlichen Objektiv bietet die Kamera ein Weitwinkel- und ein Ultraweitwinkelobjektiv. Die Kamera eignet sich damit auch für Portraits und Weitwinkel-Aufnahmen. Außerdem - Künstliche Intelligenz - sei Dank, reagiert die Kamera auf schlechte Belichtung. Der Nachtmodus ist ein lange erwartetes Feature. Bei einigen Android-Geräten in der Premium-Sparte ist das bereits Standard.

Mit der Frontkamera ist es erstmals möglich auch Slow-Motion-Aufnahmen zu machen.

Das iPhone 11 startet ab 699 Dollar. Also in der geringsten Speichervariante und kleinsten Ausführung. Tim Cook bleibt uns hier noch ein paar Details schuldig.

Im Inneren werkt ein von Apple designter Prozessor, mit dem Namen A13. Auch beim Akku hat Apple nachgebessert. Das iPhone 11 soll um eine Stunde länger durchhalten als das iPhone XR.

Das iPhone Pro - die Oberliga im Appleversum?

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Das iPhone 11 Pro wird in einem satten Grün, Grau, Silber und Gold angeboten werden. Das Gerät bietet ein 6,5 Zoll OLED-Display, das 458 Pixel pro Zoll bietet und HDR 10, unterstützt. Bis zu 1200 Nits soll es anzeigen, das ist ein sehr hoher Wert. Und weil es auch Dolby Vision und Dolby Atmos unterstützt, bekommt es natürlich einen eigenen Namen: Super Retina XDR Display. Ob das beim Kunden auch so ankommt, ist fraglich. Am Ende des Tages ist es ein OLED-Display, das Apple von Samsung bezieht.

Apropos Kamera, auch beim iPhone 11 Pro kommen drei Kameras zum Einsatz. Eine Weitwinkel- und Ultraweitwinkel-Kamera mit jeweils 12 Megapixel. Die Kamera wurde um ein Teleobjektiv erweitert. Das gibt mehr Möglichkeiten für optischen Zoom als bisher. Diese Dreifach-Systeme sind seit geraumer Zeit in der Android-Welt sehr beliebt. Doch Apple ist auch dafür bekannt, auf dem Papier schwächer wirkende Hardware durch ideal abgestimmte Software auszugleichen.

Das iPhone 11 Pro hält sogar vier Stunden länger als das iPhone XS, sagt Apple. Dieses wird zu einem Preis von 999 Dollar angeboten. Das iPhone 11 Pro Max für 1099Dollar.

Damit setzt Apple auch den Preisstift bei den älteren Geräten an. Das iPhone 8 kostet damit dann noch 549 Dollar. 

Hier die Preise in der Übersicht:

Und hier nun auch die Euro-Preise inklusive Mehrwertsteuer:

Apple Arcade EUR 4,99
Apple TV+ EUR 4,99
iPad 10,2" ab EUR 379,-
Apple Watch Series 5 40 mm ab EUR 449,- / eSIM EUR 549,-
Apple Watch Series 5 44 mm ab EUR 479,- / eSIM EUR 579,-
iPhone 11 64GB für 799 Euro /128GB für 849 Euro /256GB für 969 Euro
iPhone 11 PRO 64GB für 1149 Euro /256GB für 1319 Euro /512GB für 1549 Euro
iPhone 11 PRO MAX 64GB für 1249 Euro /256GB für 1419 Euro /512GB für 1649 Euro

Fazit

Ohne „One More Thing“ verabschiedet sich Tim Cook. Schuldig geblieben ist Apple uns Reverse Charging, womit es möglich gewesen wäre, AirPods direkt über das iPhone zu laden. Schade ist auch, dass sich die Gerüchte rund um ein neues iPhone SE nicht bewahrheitet haben. Bei den neuen iPhones setzt Apple auf Farbenvielfalt (daher auch das Regenbogen-Logo in der Einladung) und auf Kameraqualität.

Die Preise halten sich dieses Mal bei der Hardware im Rahmen. Bei der Software setzt Apple eindeutig auf Kampfpreise, um sich mit Apple TV+ auch tatsächlich gegen die Platzhirsche Amazon Prime und Netflix durchsetzen zu können. Für Neukunden gibt es als Zuckerl den Streaming-Dienst sogar ein Jahr gratis. So spendabel zeigt sich Apple sonst selten.

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