Franzobel: „Ein Buch über Wutbürger“

MASKENSPIEL. Dichter Franzobel schlüpfte fürs Volkstheater in ­Doderers wüste „Merowinger“.
MASKENSPIEL. Dichter Franzobel schlüpfte fürs Volkstheater in ­Doderers wüste „Merowinger“. Carolina Frank
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„Die Merowinger“ sind Doderers bizarrstes Werk. Franzobel hat es fürs Volkstheater dramatisiert. „Eine abgedrehte Geschichte“, sagt er.

Brutal und urkomisch ist Heimito von Doderers Roman „Die Merowinger oder: Die totale Familie“. Es geht um Wut. Was macht Franzobel zornig? „Wenn man belogen wird.“ Und: „Der grundlose Grant der Wiener.“ Der zweimal geschiedene Poet ist überzeugt, dass Frauen und Männer unterschiedlich sind, und er wünscht sich mehr Anstand.

Können Sie kurz zusammenfassen, wovon Heimito von Doderers komplexer Roman „Die Merowinger oder Die totale Familie“ handelt?

Franzobel: Doderer hat die Geschichte des Childerich von Bartenbruch, eine Art Richard III., vorletzter Merowinger, ins 20. Jahrhundert verlegt. Ein gedemütigter Mensch, der sich an der Welt rächt, indem er die totale Familie erschaffen will – er wird sein eigener Vater, Großvater, Onkel und so weiter. Pippin, sein Majordomus, ein Karolinger, bringt ihn zu Fall, indem er Childerichs Wutattacken auf die Spitze treibt. Es folgen der totale Zusammenbruch, die Kastration Childerichs und sein sozialer Abstieg.

Dieses Buch ist ein rechtes fantastisches Gruselkabinett und eine Medizinsatire. Childerich ist Patient bei Doktor Horn.

Doktor Horn hat eine Privatordination zur Heilung von Wutkranken.

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