Aus Like wird Love: Vom Pfeil des Amor Zuckerberg getroffen

In der Erweiterung „Facebook Dating“ weist uns der allwissende Algorithmus aus den 200 Millionen Facebook-Singles die passgenauen Lebensmenschen zu.
In der Erweiterung „Facebook Dating“ weist uns der allwissende Algorithmus aus den 200 Millionen Facebook-Singles die passgenauen Lebensmenschen zu.(c) REUTERS (Dado Ruvic)
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Über „Facebook Dating“ findet das soziale Medienimperium unsere idealen Lebenspartner. Intimste Geheimnisse sind bei ihm sicher. Sicher.

Vor zwei Jahren forderte eine französische Journalistin mit Rückendeckung des EU-Rechts all ihre Daten von der Aufriss-App Tinder zurück. Was sie auf 800 Seiten zu lesen bekam, geriet für sie zum „Trip in meine Hoffnungen, Ängste, sexuellen Neigungen und tiefsten Geheimnisse“. Aber nun wird alles gut. Nun nimmt sich jener Datensammelkonzern unseres Liebes- und Lebensglücks an, der uns besser kennt als wir selbst: Facebook.

Fast alles haben wir dem angegrauten Kaiser der sozialen Medien samt seinen jugendlicheren Vasallen Instagram und WhatsApp über die Jahre anvertraut: Was wir mögen, hassen, wählen, wen wir kennen, wie es beruflich läuft, wie wir unser Leben leben, und auch unser Charakter liegt längst auf dem digitalen Silbertablett. Endlich werden wir dafür belohnt – vorerst in Amerika, bald auch bei uns: In der Erweiterung „Facebook Dating“ weist uns der allwissende Algorithmus aus den 200 Millionen Facebook-Singles die passgenauen Lebensmenschen zu. Dann dürfen wir uns mit den idealen Kuppelprodukten schriftlich austauschen und dabei auch noch unsere letzten, intimsten Geheimnisse preisgeben.

Treuherzig wie immer beteuert Mark „Amor“ Zuckerberg: Die Daten seien sicher, alles wertvoll, aber kostenlos, und keine Werbung störe die zart angebahnte Romanze. Vorerst. Nach außen ist die sensible Ecke vom offiziellen Profil getrennt, auf den Servern kommt dann eh alles zusammen. Bestehende Facebook-Freunde sind tabu, aber bis zu neun dürfen wir zum „geheimen Schwarm“ küren. Wenn sich das beiderseitig „matcht“, offenbaren sich die heimlich Liebenden. Das erspart oft viele Jahre schmerzlichen Schmachtens um scheinbar Unerreichbare aus dem näheren Umfeld – und lässt zahllose sentimentale Romane bei Neuauflage zur Novelle schrumpfen.

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