Vienna Fashion Week: Mode in Thailands Residenz

Stoffe von Lenzing treffen asiatische Techniken: Gabriel Baradee (Shakkei) und Aruniak Suits-Sapa (Munzaa, r.) präsentierten in der Residenz der thailändischen Botschaft ihre Kooperation.
Stoffe von Lenzing treffen asiatische Techniken: Gabriel Baradee (Shakkei) und Aruniak Suits-Sapa (Munzaa, r.) präsentierten in der Residenz der thailändischen Botschaft ihre Kooperation.(c) Thomas Lerch
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Die Fashion Week feiert zehn Jahre Kooperation mit Thailand – mit gemeinsamer Mode. Die Labels Shakkei und Munzaa eint der nachhaltige Zugang.

Sehr fröhlich sei sie, sagt Gabriel Baradee, „sehr lustig, sehr offen“. Sie, das ist Aruniak Suits-Sapa, Designerin aus Bangkok, knapp über 60, knielanges Hemd, Strickmütze und Turnschuhe. Munzaa heißt ihr Label, mit dem sie natürlich gefärbte Tagesmode entwirft. In den vergangenen Monaten hat er mit ihr zusammengearbeitet – per E-Mail und Skype.

Am Mittwochvormittag stehen der Österreicher und die Thailänderin nun gemeinsam in der Residenz der Thailändischen Botschaft im Wiener Cottageviertel. In dem Backsteinbau mit malerischem Garten in der Weimarer Straße hat früher einmal Theodor Herzl gewohnt. Nun hat die Botschafterin eingeladen, um zehn Jahre Kooperation mit der Fashion Week zu feiern – und 150 Jahre Beziehungen zu Österreich. Drei Modepaare hat man zu diesem Anlass zusammengespannt.

Im Bereich Contemporary sind Ek Thongprasert und Karin Oèbster (Kayiko) zusammen angetreten – entstanden sind von Klimt inspirierte Entwürfe in Gold. Wisharawish Akrasantisook und Sabine Karner verarbeiteten thailändische Seide mit Anklängen des Balletts zu Haute Couture.

Wisharawish und Sabine Karner.
Wisharawish und Sabine Karner.(c) Thomas Lerch

Baradee und Aruniak Suits-Sapa verbindet hingegen die geteilte Philosophie der Nachhaltigkeit. Als Baradee 2009, mitten in die Wirtschaftskrise hinein, sein Label gründete, war er einer der Pioniere im Nachhaltigkeitsbereich. Viele fragten ihn damals: „Wieso machst du das?“ Er sei damals „ziemlich belächelt worden“, erinnert sich Baradee. „Aber es gibt mich nach zehn Jahren immer noch.“ Selbstverständlich ist das nicht, manch Kollege mit ähnlichem Anspruch musste aufgeben. „Man braucht einen langen Atem“, gibt Baradee zu. „Organisch wachsen ist wichtig: nicht zu schnell zu groß, zu viel.“ Sein Zugang: „Mit viel Bescheidenheit und Nachdenken schöne Kollektionen zu erstellen und sich eine Stammkundschaft aufzubauen.“

G7-Pakt bestätigt die Richtung

Mit dieser Strategie sei es „eigentlich immer bergauf“ gegangen: Es gab Projekte, Preise, 2014 zog er aus seinem kleinen Studio an der Spittelauer Lände in den 7. Bezirk, sein Geschäft liegt an der Ecke Burggasse/Kirchengasse. Die Modebranche selbst hinke in Fragen der Nachhaltigkeit anderen Branchen wie Kosmetik und Ernährung immer noch hinterher. „Aber ich glaube, es geht in die richtige Richtung“, das habe zuletzt auch Macrons G7-Modepakt gezeigt.

Schon im Vorjahr hat Baradee, der gern mit modernen, umweltfreundlichen Stoffen von Lenzing arbeitet, Österreich bei der Thai Silk International Fashion Week vertreten. Dahinter steht Königin Sirikit, Mutter des amtierenden Königs, Maha Vajiralongkorn, die sich seit Langem um die Bewerbung der Vorzüge thailändischer Seide bemüht und mit einer Stiftung lokales Handwerk fördert, um unterprivilegierte Familien zu unterstützen.

Ek Thongprasert, Karin Oèbster (Kayiko).
Ek Thongprasert, Karin Oèbster (Kayiko).(c) Thomas Lerch

Baradees „Modepartnerin“ Suits-Sapa hingegen war auch schon Artist in Residence im Museumsquartier; sie arbeitet fast ausschließlich mit der Farbe Blau. Die Farbe wird in einem langwierigen Prozess aus der Indigopflanze hergestellt, die von ihrem Familienbetrieb selbst angebaut wird. Auch das Nachbardorf ist bei der Ernte und im Herstellungsprozess involviert.

Neben ihrem Shop will sie nächstes Jahr in Bangkok auch ein Schau-Studio in der Nähe des Flughafens eröffnen, in dem man ihre traditionellen Techniken erlernen kann. Baradee ließ sich etwa von ihrer Shibori-Technik inspirieren – einer Art Batik, die ursprünglich aus Japan kommt. Was wiederum passt, bezieht sich doch Baradee, der Japanologie studiert hat, mit seinem Label Shakkei auf japanische Holzschnittkunst. Und nicht nur mit Thailand – auch mit Japan pflegt Österreich seit genau 150 Jahren Beziehungen.

AUF EINEN BLICK

Österreich und Thailand pflegen seit 150 Jahren Beziehungen miteinander, seit zehn Jahren kooperiert das Land mit der MQ Vienna Fashion Week. Deren Mitorganisatorin Zigi Mueller hat selbst lang in Thailand gelebt, schon früh in der Geschichte der Modewoche kam die Handelsabteilung des Königreiches Thailand auf sie zu, um thailändische Designer in Wien zu präsentieren. Am Mittwoch lud Botschafterin Morakot Sriswasdi in die Residenz, heute, Donnerstag, findet um 21 Uhr die Thai Fashion Night statt (Tagesticket 25 Euro).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2019)

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