ÖBB-Chef: Bis sechs Stunden Fahrzeit ist Zugfahren besser als fliegen

Zug in Wien
Zug in WienDie Presse (Clemens Fabry)
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Für Andreas Matthä ist die Bahn dem Flugzeug auf kurzen Strecken überlegen. Er fordert Wettbewerbsgleichheit und meint: "Ökologisch vernünftiger Transport wird nicht honoriert."

Da hat auch das neue Phänomen der „Flugscham“ wenig ausgerichtet: Weltweit wird immer mehr statt weniger geflogen. Dabei könne man vor allem bei der Kurzstrecke oft auf eine Flugreise verzichten, meint ÖBB-Chef Andreas Matthä: "Ich sage, bis zu einer Fahrzeit von sechs Stunden ist es besser, mit dem Zug zu fahren. Der AUA-Chef sagt drei Stunden. Die Wahrheit wird bei 4,5, fünf Stunden liegen", sagte der Chef der Österreichischen Bundesbahnen im Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten". Matthä: „Statt Anziehen, Ausziehen, SIcherheitskontrolle bei nur einer Stunde Flugzeit hat man geschenkte Zeit im Zug, die man nutzen kann, zum Arbeiten oder einmal nur zum Nachdenken und aus dem Fenster schauen“.

„Ökologisch vernünftiger Transport wir nicht honoriert"

In dem Interview bekräftige Matthä zudem seine Forderungen nach "Wettbewerbsgleichheit" und damit nach einer Abschaffung des Dieselprivilegs, einer höheren Mineralölsteuer sowie einer flächendeckenden Lkw-Maut. "Wir brauchen einen Wandel in der Mobilität. Kerosin ist nicht besteuert. Wir habe ein Dieselprivileg, von dem der Transit-Lkw profitiert. Wir haben die höchste Steuer auf grünen Bahnstrom." Ein Drittel der Kosten des Straßenverkehrs werde von der Allgemeinheit getragen, während es bei der Bahn nur ein Bruchteil sei, so Matthä. "Ein ökologisch vernünftiger Transport wird derzeit nicht honoriert".

Dennoch rechnet der ÖBB-Chef für den schwächelnden Güterverkehrsbereich der Bahn mit schwarzen Zahlen für das laufende Geschäftsjahr. 2018 konnte die Sparte zwar positiv abgeschlossen werden, sie war jedoch hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Im vergangenen Jahr war der Anteil des Bahngüterverkehrs erstmals unter 30 Prozent gesunken.

Ausbau der Südbahnstrecke

Die zwei Erfolgsfaktoren für die Bahn seien eine "gescheit ausgebaute Infrastruktur" und ein "gutes Angebot", so Matthä weiter. Auf der Weststrecke gebe es bereits eine gute Infrastruktur. Das nächste Projekt sei nun die Südstrecke bis Klagenfurt, welche bis 2026 ausgebaut werden soll. "Dann erfolgt im nächsten Schritt die Modernisierung der Pyhrnstrecke", sagte Matthä. Diese sei aber vor allem eine für den Güterverkehr relevante Strecke.

(APA/Red.)

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