Deutsche Ökonomen sehen "akute Rezessionsgefahr"

APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Auch das Ifo-Institut senkt die Wachstumsprognosen für Deutschland. Die Konjunkturschwäche hinterlässt ihre Spuren mittlerweile auch auf dem Arbeitsmarkt.

Zwei weitere Wirtschaftsinstitute haben vor einer Rezession in Deutschland gewarnt und auf die derzeit schwache Industrieproduktion verwiesen. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte am Donnerstag seinen aktuellen Konjunkturindikator, der ein Rezessionsrisiko von 59,4 Prozent aufwies - nach 43 Prozent im August.

Das sei der höchste Wert seit dem Winterhalbjahr 2012/13. Es bestehe eine "akute Rezessionsgefahr", sagen die IMK-Ökonomen.

Indikatoren für dieses Szenario seien rückläufige Zahlen für Produktion und Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe, weniger offene Stellen auf dem Arbeitsmarkt und eine "gedrückte Stimmung in der deutschen Wirtschaft", erklärte das Institut. Grund dafür sind demnach vor allem die außenwirtschaftlichen Risiken, also vor allem ein drohender harter Brexit und Handelsstreitigkeiten. Außerdem gebe es strukturelle Schwächen in einigen Branchen, etwa der Automobilindustrie.

Gefragt sei daher die Wirtschaftspolitik in Deutschland. Außerdem erhöhe sich der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), die Geldpolitik weiter zu lockern.

Auch das Münchner Ifo-Institut geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal um 0,1 Prozent schrumpft - zusammen mit dem Minus von ebenfalls 0,1 Prozent im zweiten Quartal wäre das eine technische Rezession. Wegen des Wachstums zum Jahresbeginn und einer erwarteten Erholung am Jahresende rechnet das Ifo unter dem Strich für 2019 trotzdem mit einem Wachstum von 0,5 Prozent. Zuvor waren die Forscher allerdings noch von 0,6 Prozent ausgegangen.

„Schwäche breitet sich wie ein Ölfleck aus"

"Die Schwäche in der Industrie breitet sich wie ein Ölfleck nach und nach in andere Wirtschaftszweige aus", warnte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Die Konjunkturschwäche habe zudem mittlerweile "ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen". Die Arbeitslosigkeit steige bereits den vierten Monat in Folge und immer mehr Unternehmen meldeten Kurzarbeit an.

Am Mittwoch hatte bereits das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erklärt, dass es von August bis Ende September eine Rezession erwartet. Das IfW geht sogar von einem Minus von 0,3 Prozent im dritten Quartal aus.

(APA/Reuters)

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