Mitsubishi L 200: Das gezähmte Arbeitstier

Die Front des L  200 wurde grundlegend überarbeitet.
Die Front des L 200 wurde grundlegend überarbeitet.(c) Werk
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Mitsubishi hat den L 200 grundlegend überarbeitet und modernisiert. In der sechsten Generation hat der Pick-up noch mehr Eigenschaften eines Pkw angenommen, bleibt aber dennoch ein Arbeitstier.

Als das Bundesheer seine Geländewagen-Legenden Puch G und Pinzgauer ausmusterte, schaffte es Anfang 2014 Ersatz an – und zwar 300 Stück des Mitsubishi L 200. Ein Ritterschlag für den japanischen Autobauer. Allerdings folgte im Tätigkeitsbericht der Bundesbeschaffungsagentur folgender Tiefschlag: „Die Pick-ups werden nur auf befestigten Wegen und Straßen unterwegs sein, da sie (. . .) für Offroadeinsätze im anspruchsvollen Gelände eher bedingt geeignet sind.“
Die Beamten taten dem L 200 damit unrecht, weil er auch schon damals – es war die vierte Generation – über den Allradantrieb Super Select 4WD verfügte. Und dieser kam vom Pajero, in zivilen Kreisen nicht minder legendär als der Pinzgauer in militärischen.

Vermutlich müssen die Pick-ups beim unter permanentem Geldmangel leidenden Bundesheer für die nächsten 30 Jahre halten. Sonst könnte man sich mittlerweile für die sechste Generation des L 200 entscheiden – der ist nämlich auf jeden Fall auch fürs anspruchsvolle Gelände geeignet. Sowohl in der einfachen Variante (Easy Select), in der sich der Allradantrieb mittels Schalter aktivieren lässt. Vor allem aber beim neuen Super Select 4WD-II System. Der Fahrer kann dabei unter vier verschiedenen Offroad-Modi wählen (Schotter, Schlamm/Schnee, Sand, Felsen), entsprechend wird die Motor-, Antriebs- und Bremsleistung adaptiert. Natürlich gibt es eine Untersetzung und eine Hinterachs-Differenzialsperre – so, wie sich das für ein motorisches Arbeitstier gehört. Genauso wie ein noch steiferer Leiterrahmen und Blattfedern: Da gibt es keine Kompromisse und Zugeständnisse an den Lifestyle.

Innen dagegen schon. Mitsubishi setzt bei der neuen Generation ganz auf den Trend, Pick-ups gefälliger, ansprechender, mehr Pkw-like zu machen. Das erreicht man unter anderem mit soften Materialien im Innenraum und einem Infotainment-System mit Sieben-Zoll-Bildschirm und der Integration von Apple CarPlay und Android Auto. Und mit den Assistenten, die man mittlerweile in fast jedem Pkw findet: ein Frontkollisionswarner mit Fußgängerkennung, ein Totwinkel- inklusive Spurwechselassistent, eine Ausparkhilfe, die vor Querverkehr warnt, eine 360-Grad-Kamera mit Ansicht der Fahrzeugumgebung aus der Vogelperspektive und einem Fernlichtassistenten.

Am auffälligsten freilich sind die äußerlichen Änderungen: An den Scheinwerfern erkennt man die DNA des L 200, sonst aber könnte hier auch ein völlig neuer Pick-up stehen. Durch die höhere Font und die großen Lufteinlässe wirkt er massiver – was er auch tatsächlich ist: In der Länge wuchs er auf 5,3 Meter, das Gewicht liegt bei 2000 Kilogramm, auf der Ladefläche kann man Lasten von bis zu 980 Kilogramm transportieren, der Anhänger darf bis zu 3100 Kilogramm Gesamtgewicht haben. Das wirklich Bemerkenswerte ist der Wendekreis von 11,8 Metern, der geringste in diesem Segment.

2,2 Liter Vierzylinder

Auch motorisch ist der L 200 eher im unteren Bereich angesiedelt. Es gibt ihn derzeit nur als 2,2 Liter Vierzylinder-Turbodiesel mit 150 PS (110 kW) und einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmeter (Sechsgang-Handschaltung oder -Automatik). Dafür erfüllt der Motor dank des SCR-Abgasreinigungssystems und der Harnstoffeinspritzung bereits die Abgasnorm Euro 6d-Temp-EVAP. Der vorsteuerabzugsfähige L 200 kostet ohne Steuern ab 22.492 Euro, mit den Abgaben für den Staat ab knapp 27.000 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2019)

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