Mit der 24-Stunden-Betreuung sind längst nicht alle Probleme um die Pflege gelöst. Dem Sozialminister wird das Lächeln noch vergehen.
Ein unterbemittelter Bummelstudent muss jemand sein: Dann wird er garantiert von der Kanzlerpartei SPÖ als Opfer einer kalten, unbarmherzigen Gesellschaft umhätschelt und gepflegt. Ein betreuungsbedürftiger älterer Mensch sollte jemand nicht sein: Dann wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit als unsexy Mitglied einer Gesellschaft angesehen, in der er seinen Angehörigen oder der Allgemeinheit auf der Tasche liegt.
Besonderes Pech haben hilfsbedürftige Mitbürger und Angehörige, die diese Menschen kostenlos betreuen, wenn weit und breit kein bundesweiter Wahltermin wie 2006 auf dem Programm steht. So wie jetzt, wenn dann Sorgen und Ängste von Betroffenen und von ihren Familien und die Lösung offener Finanzierungsfragen einfach aufgeschoben werden, solange es irgendwie geht.
Mittlerweile türmen sich auf dem Schreibtisch von Sozialminister Hundstorfer bewusst ignorierte Probleme im Sozialbereich – von den Pensionen bis zur Pflege. Selbst so freundlichen Gemütern wie dem Ex-Gewerkschaft-Chef dürfte aber bald das Lächeln abhandenkommen. Es braucht nicht einmal ORF-Wetterlady Kummer, um vorherzusagen, dass die kalte Dusche heuer im Herbst bevorstehen wird. Noch sind Raunzen und negative Botschaften an Bezieher von Sozialleistungen aus Hundstorfers Warte Fremdwörter. Es nützt ihm nur wenig: Denn das Wort „foppen“ ist allen Bürgern auch so ein Begriff.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2010)