Unbotmäßiges Zweitklässlerverhalten im Viertklässler-Stock
„Also, diese Jungen sind schon echt frech, das hätte ich mich in ihrem Alter nie getraut.“ Dieser Satz kommt nicht etwa von einem Erwachsenen, der das alte Das-hätte-es-damals-nicht-gegeben-Spiel spielen will, sondern vom Jüngsten. Der geht seit Anfang September in die vierte Klasse Volksschule und berichtet am Küchentisch von unbotmäßigem Zweitklässlerverhalten im Viertklässler-Stock. Der Mittlere, der seit Kurzem wasserstoffblonde Stoppelhaare mit braunem Herz-Leopardenmuster trägt („Wann in meinem Leben soll ich das sonst machen, wenn nicht jetzt?") schaut kurz von seinem Handy auf und meint: „Da sieht man wieder, was dieses Gerede von der Jugend von heute für ein Unsinn ist, in den letzten zwei Jahren, als er selber noch in der zweiten Klasse war, hat sich beim Verhalten der Kinder genau gar nichts geändert."
Ich kann mich jedenfalls noch genau erinnern, wie erwachsen ich mir in der vierten Klasse Volksschule vorgekommen bin, als ich, gerade erst eingeschult, plötzlich zu den Ältesten in der ganzen Schule gehört habe. Aber auch, wie ich mich dann ein Jahr später im Gymnasium verloren gefühlt habe, in diesem unübersichtlichen Riesengebäude mit den vielen Klassen und Lehrern, wie beeindruckt ich von diesen Männern (ich war in einer reinen Bubenschule) in der achten Klasse war, die sind mir im Vergleich zu mir uralt vorgekommen. Bis man aber im Gymnasium wieder zu den Größeren gehört, dauert es freilich ungleich länger als in der Volksschule. Der Jüngste jedenfalls weiß von seinen älteren Brüdern recht genau, dass die nur so furchtbar erwachsen ausschauen. Gut möglich, dass sich nächstes Jahr ein paar Maturanten denken werden, wie frech die Erstklässler heutzutage schon sind. Sie hätten sich das damals sicher nie getraut.