Online–Ergänzung oder rein virtuell?

Die zeitliche und örtliche Flexibilität von Onlinekursen wird vor allem von der Generation Y sehr geschätzt.
Die zeitliche und örtliche Flexibilität von Onlinekursen wird vor allem von der Generation Y sehr geschätzt.(c) Getty Images (damircudic)
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Ob Blended Learning oder rein online: Flexible Lernformen sind auf dem Vormarsch – mit jeweils spezifischen Vorteilen.

Immerhin 23 Prozent der Unternehmen haben mehr Geld für Weiterbildung budgetiert, das besagt eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Makam Research im Auftrag der Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung. 63 Prozent der firmeninternen Maßnahmen finden laut Studie als Präsenztraining statt. Aber auch in den Unternehmen hat das digitale Lernen Einzug gehalten, in Form von Lernvideos, Webinaren und Selbstlerntools. 18 Prozent aller Bildungsmaßnahmen sind rein digital, 17 Prozent Blended-Learning-Angebote.

Lernen wird also immer zeit- und ortsflexibler und kompakter. Dem tragen Onlinestudien und -kurse Rechnung. Die Limak Austrian Business School etwa baut diesen Sektor gerade aus und bietet drei Onlinekurse zu den Themen Agiles Management, Digital Business Modelling und Digital Sales Transformation an. Die fünfwöchigen Kurse werden zur Gänze im neuen Limak Online Campus abgehalten. Die Teilnehmenden erwarten Lernvideos, wöchentliche Aufgaben und insgesamt 100 Fragen zur Selbstüberprüfung des Wissensstandes, Lernbegleitung eines Limak-Experten sowie drei Live-Webinare, in denen neben Inputs der Experten interaktiv in Gruppen gearbeitet wird.

Auf Online setzt auch das MCI, an dem man auf virtuellem Wege den BWL-Bachelor absolvieren kann. „Der Begriff des Onlinestudiums hat das etwas veraltete Fernstudium abgelöst. Während man beim Blendend Learning zwischen Online- und Präsenzphasen abwechselt, arbeiten die Onlinestudierenden im virtuellen Raum mit digitalen Tools und Plattformen“, erklärt Claudia Mößenlechner, Leiterin des Bereichs Learning Solutions am MCI.

Generation Y schätzt Flexibilität

Zeitersparnis bringe ein Onlinestudium nicht unbedingt, sagt Mößenlechner, da sich ein solches nicht vom Lernaufwand eines Präsenzstudiums unterscheide. „Doch wir haben die Erfahrung gemacht, dass das flexible Studieren mit meist freier Zeiteinteilung und Ortswahl vor allem von der Generation Y stark nachgefragt wird.“ Im virtuellen Bachelorstudium lernen die Studierenden neben Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Recht, Kommunikation und persönliche Entwicklung auch digitale Skills: „Sie erwerben Fähigkeiten in Videomaking und VoIP, wissen, worauf es bei Urheberrechten ankommt, und kennen natürlich auch Netikette. Darauf legen wir besonders Wert“, sagt Mößenlechner.

Nicht immer geeignet

Onlinestudien sind aber nicht für jedes Fachgebiet geeignet. „Wenn Wissen und analytische Kompetenz nicht ausreichen, sondern es gilt, konkrete Handlungskompetenzen zu erwerben, sind Vor-Ort-Veranstaltungen unabdingbar“, erklärt Christa Walenta, stellvertretende Leiterin des Ferdinand Porsche FernFH-Kollegiums. Das betreffe spezifische Kompetenzen, wie sozialkommunikative Management Skills, Gruppendynamikerfahrung und Schlüsselqualifikationen, in denen die unmittelbare persönliche Begegnung und Erfahrung und das Einüben bestimmter Handlungen zentral seien, etwa in den Bereichen Pflege und Gesundheit. Fünf Studiengänge bietet die FernFH an, alle mischen online mit sechs Präsenztagen pro Semester in Wiener Neustadt oder in Wien. In den Fernstudienphasen wird selbstständig oder in Kleingruppen über den Online-Campus gearbeitet. Für den persönlichen Austausch mit Lehrenden und Kommilitonen gibt es Foren, Videokonferenzen und Online-Sprechstunden.

Netikette, wie von Claudia Mößenlechner angesprochen, ist überall ein Thema, wo online gelernt und gelehrt wird. So auch an der Universität Graz, wo man sich in Onlinekursen Zertifikate als Business Manager und Projektmanager erwerben kann. „Die Gruppendynamik hängt stark von der Gesamtarchitektur des E-Learning-Programms ab. Die Herausforderung liegt zunächst darin, überhaupt eine Gruppendynamik im elektronisch unterstützten Rahmen entstehen zu lassen“, sagt Stephan Witzel, Geschäftsführer von Uni for Life, der Weiterbildungstochter der Universität Graz. Spannend findet er vor allem das von Vortragenden geleitete Format der Webinare, die den synchronen Austausch von Meinungen und Wissen unter den Teilnehmenden zulassen. Trotzdem: „Was den persönlichen Austausch angeht, hat Blended Learning gegenüber E-Learning klar die Nase vorn.“

Web:www.mci.edu, www.uniforlife.at,

www.fernfh.ac.at, www.limak.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2019)

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