Die FPÖ will keine Vergangenheitsbewältigung mehr – und wählt Norbert Hofer zu ihrem Chef. Dass ihn jeder akzeptiert, heißt das nicht. Ausgerechnet die Partei, die sich 14 Jahre lang auf einen Mann fokussiert hat, setzt nun auf eine Art Doppelspitze. Wie geht das?
Es gibt Reden, die gehören zu den bedeutendsten im Leben eines Politikers. Das hat Norbert Hofer gerade gesagt, aber man kann es auch als Faktum niederschreiben: Er hat recht. Hofer wird eine solche Ansprache gleich halten, am Samstagvormittag in der schnöden Grazer Messehalle. Kein spektakuläres Feuer hat ihn angekündigt, keine John-Otti-Band für ihn Stimmung gemacht. Zumindest dem Anschein nach herrscht Bescheidenheit hier am Bundesparteitag der FPÖ.
Hofer steht also am Podium und zieht einen Din-A4-Zettel aus seiner Sakkotasche. Noch ist er zusammengefaltet, er wird es die kommende Stunde auch bleiben. „Natürlich habe ich eine Rede vorbereitet. Aber ich mache es so wie immer und sage einfach, was ich denke“, sagt Hofer. Gut möglich, dass genau dieser Satz auf dem Zettel mit dem Redetext steht. Hofer kann sich heute keine Aussetzer leisten.
Keine Passage darf er vergessen, kein kleiner Scherz soll unerzählt bleiben. Es ist ein „Aufbruch-Parteitag“, sagt Hofer. Er ist dazu da, „um die Partei zu stabilisieren und einen klaren Blick in die Zukunft zu bekommen.“ Hofer stellt sich zum ersten Mal der Wahl als Parteichef. Dass ihn die Delegierten wählen, ist klar: Die Freiheitlichen haben gelernt, nach Außen in entscheidenden Momenten ihren Zusammenhalt zu beweisen. Die Fragen waren am Samstag nur: Wie viele Stimmen erhält er am Parteitag? Und sind sie auch ein Zeichen authentischer Unterstützung?