Investoren erwarten weitere Zinssenkung der US-Notenbank

Donald Trump fordert von Notenbank-Chef  Jerome Powell weitere Zinssenkungen
Donald Trump fordert von Notenbank-Chef Jerome Powell weitere ZinssenkungenREUTERS
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Der Handelskrieg mit China belastet die US-Wirtschaft, nach zehn Jahren Wachstum droht ein Konjunktureinbruch.

Die US-Notenbank Fed will Analysten zufolge mit einer weiteren Zinssenkung einen drohenden Konjunktureinbruch verhindern. Noch brummt die Wirtschaft in den USA: die Arbeitslosigkeit ist niedrig und die Verbraucher geben fleißig Geld aus - doch die Warnsignale mehren sich.

Der von Präsident Donald Trump angezettelte Handelskrieg mit China lastet auf der Wirtschaft. Firmen fahren Investitionen zurück, Investoren sind nervös. Daten vom Anleihenmarkt lassen eine Rezession befürchten. Politik und Finanzmärkte hoffen daher auf vorauseilende Hilfe der Notenbank.

Analysten erwarteten mehrheitlich, dass die Federal Reserve am Mittwochabend (20.00 Uhr MESZ) eine erneute Senkung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte bekanntgeben wird. Bei ihrer letzten Sitzung Ende Juli hatte die Fed den Leitzins bereits in gleichem Maße auf die Spanne von 2 bis 2,25 Prozent reduziert. Es war die erste Zinssenkung seit dem Ende der globalen Finanzkrise vor etwa einem Jahrzehnt.

Notenbankchef Jerome Powell hielt sich vor der Sitzung in seinen öffentlichen Äußerungen bedeckt: Er deutete keine konkreten Zinsschritte an, er sagte aber auch nichts, was die Erwartung der Märkte nach einer weiteren Zinssenkung erschüttert hätte.

Powell hatte zuvor erklärt, die Konjunktur sei weiter robust. Die Zentralbank sei aber entschlossen, dafür zu sorgen, dass der Motor weiter schnurre. "Wir prognostizieren und erwarten keine Rezession", sagte Powell Anfang September. Die US-Wirtschaft wächst bereits seit zehn Jahren - der längste dokumentierte ununterbrochene Aufschwung.

Eine weitere Senkung des Leitzinses würde der sich abkühlenden Wirtschaft neuen Schwung geben. Zudem wäre es ein deutliches Signal an skeptische Investoren, dass die Fed zu handeln bereit ist. Trotzdem dürfte sich die Reaktion der Märkte zunächst in Grenzen halten, weil eine Absenkung weit erwartet wird.

Der Leitzins, die sogenannte Federal Funds Rate, ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürger weniger für Schuldendienst ausgeben müssen - sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung.

Trump twittert: „Knochenköpfe"

Doch für US-Präsident Donald Trump dürfte auch die erwartete Zinssenkung nicht genug sein. Er fordert die unabhängige Fed bereits seit Monaten auf, die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Er will gut ein Jahr vor der Präsidentenwahl keinen Konjunktureinbruch riskieren. Am Mittwoch war Trump auf Twitter noch einmal einen Schritt weiter gegangen und forderte die Notenbank auf, den Leitzins auf "Null oder weniger" zu senken. Notenbankchef Powell und seine Kollegen seien naive "Knochenköpfe", wetterte er.

Den größten Einfluss auf die US-Konjunktur könnte Trump jedoch selbst haben mit seiner Handhabung des Handelskonfliktes mit China, der zweitgrößten Volkswirtschaft. Eine weitere Eskalation könnte die Wirtschaft schwer belasten. Mitte Oktober soll eine Erhöhung bereits bestehender Strafzölle auf Waren im Wert von rund 250 Mrd. US-Dollar (225 Mrd. Euro) in Kraft treten, ab Dezember sollen zudem auch weitere Konsumgüter im Wert von schätzungsweise 160 Mrd. US-Dollar mit Strafzöllen belegt werden. Die Verhandlungen zum Abschluss eines umfassenden Handelsabkommens dauern weiter an, im Oktober soll es in Washington erneut Gespräche auf Ministerebene geben

(APA/Reuters)

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