Viel Spaß und viel Gemeinheit in der Vorstadt

Caro (Martina Ebm), Nico (Nina Proll) und Walli (Maria Köstlinger) sind ab Montag wieder die „Vorstadtweiber“.
Caro (Martina Ebm), Nico (Nina Proll) und Walli (Maria Köstlinger) sind ab Montag wieder die „Vorstadtweiber“.(c) ORF (Hubert Mican)
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Montag startet die neue Staffel „Vorstadtweiber“ in ORF1. Regisseurin Mirjam Unger erzählt, warum sie ein Foto von „Dynasty“ ins Drehbuch klebt, was sie von Stöckelschuhen hält und was sie in „Goldgräberinnenstimmung“ versetzt.

In Staffel vier treffen sich Walli, Nico und Caro beim Waterspinning wieder. Die Damen radeln unter Wasser für den straffen Körper – und schwatzen derweil darüber, wie man bei den Männern das Oberwasser behält. Per Sexvertrag, zum Beispiel, bei dem man „wie beim Führerscheintest“ ankreuzt, was erlaubt ist und was nicht – inklusive „Zustimmung zum Samenerguss“. Nico findet das praktisch. „Das ist wie bei einem Burger, den du dir selbst zusammenstellst.“ Aber letztlich ist das mit der Liebe dann doch nicht ganz so einfach . . .

Für Regisseurin Mirjam Unger (sie drehte für die aktuelle Staffel die Folgen 36 bis 40) war es ein erstes Zusammentreffen mit den Vorstadtweibern, mit denen sie sich als Fernsehkonsumentin bisher nur am Rand beschäftigt hatte. Sie ist sozusagen die Neue in der Vorstadt. „Ich habe da gar nicht viel interpretiert. Die Schauspieler und Schauspielerinnen kennen ihre Figuren schon sehr gut“, sagt sie im Gespräch mit der „Presse“. „Ich habe versucht, diesen Kosmos urteilsfrei kennenzulernen.“

„Gib Schulterpolster rein!“

Das Drehbuch – „dick wie ein Telefonbuch“ – stammt wieder von Uli Brée. „Es war eine neue Erfahrung für mich, nicht einen 90-Minüter zu machen, wir drehen da ja einen Vier- bis Fünf-Stunden-Film“, sagt sie. Brée spinnt neben den amourösen Verwicklungen auch den kriminellen Seitenstrang der Story weiter. „Grundsätzlich ist da viel Spaß, viel Lust und viel Gemeinheit.“

Das ist nicht neu. Aber es wird offenbar noch auf die Spitze getrieben. Und man habe sich bemüht, die Serie noch moderner zu machen: „Es gibt international so viele Serien zurzeit – man kann sich gar nicht erlauben, etwas Mediokres zu machen.“ Die Pointen müssen sitzen. Der Rhythmus muss passen. „Ich habe versucht, sehr visuell zu arbeiten. Bei meinen Folgen habe ich schon das Gefühl, dass da ein gewisses Tempo dazukommt. Langatmigkeit kann man sich heute nicht mehr leisten.“

Unger war schon immer ein Fan von Serien. Früher schaute sie „Dallas“, „Hart aber herzlich“ und „Die Profis“, heute liebt sie „The Marvelous Mrs. Maisel“, „True Detective“ oder „Bad Banks“. Am liebsten würde sie alles schauen, sagt sie. Das geradezu überbordende Streamingangebot findet sie fantastisch, fürchtet die Konkurrenz nicht. „Das ist keine Bedrohung – das ist eine Goldgräberinnenzeit. Plötzlich wird wirklich viel Film gemacht. Und solche Serien sind ja nichts anderes als neunstündige Filme.“

Hier holt sie sich auch Inspirationen. Ins „Vorstadtweiber“-Drehbuch klebte sie ihre Moods – Fotos, die die Atmosphäre wiedergeben, die sie einfangen wollte. Ein Bild aus der Ölmagnatenseifenoper „Dallas“ war dabei, eines aus der schwarzhumorigen HBO-Serie „Big Little Lies“. Und ganz vorn ein großes Gruppenbild vom „Dynasty“-Clan. „Zur Maske habe ich gesagt: Big Hair! Gib Schulterpolster rein. Und ordentliche High Heels.“

Spiel mit Klischees

Der Stöckelschuh ist ein unerlässliches Utensil für die Mädels aus der Vorstadt. Dank Unger könnte das modische Accessoire, dem sie sich selbst weitgehend verweigert, aber zur Diskussion gestellt werden. „Das ist ein Thema, über das man auch mal reden muss, weil es gerade eine Diskussion in der Frauenbewegung darüber gibt“, sagt sie. „Nicht von ungefähr sind die Damen am roten Teppich in Cannes barfuß gegangen – Kristen Stewart zum Beispiel, auch Julia Roberts –, um zu protestieren und zu sagen: Ihr könnt uns nicht vorschreiben, High Heels anzuziehen.“

Geht das? Vorstadtweiber ohne Stöckel? Einen solchen Stilbruch müsste wohl der Autor ins Drehbuch schreiben. „Ich kenne ihn ganz gut und werde das mit ihm besprechen.“ Grundsätzlich seien die Klischees etwas, das ihr an „Vorstadtweiber“ gefällt, weil intelligent damit gespielt wird. Und die Serie trifft, wenn auch überspitzt, oft den Nerv. „Es werden Themen, die uns alle betreffen, sehr gut verhandelt. Die Vorstadtweiber spiegeln, was in der Gesellschaft passiert.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2019)

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