Der Geburtshelfer von Trump

105 - 2013
105 - 2013(c) SHOWTIME
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Mini-Serie. „The Loudest Voice“ porträtiert Roger Ailes, den Gründer von Donald Trumps Lieblingssender Fox News, und zeigt, wie das rechtskonservative Weltbild ins TV kam.

Er wisse ganz genau, was man so über ihn sage: „Rechts der Mitte, paranoid, fett!“ Und ja, er wolle es nicht abstreiten, er sei ein Konservativer, der gern isst und an die Macht des Fernsehens glaubt. So stellt sich Roger Ailes gleich in der ersten Szene von „The Loudest Voice“ vor und es ist ein guter Einstieg in das, was folgt.

Roger Ailes war einer der einflussreichsten, umstrittensten Medien- und Präsidentenmacher der USA, der am Ende seiner Karriere wegen schwerer Vorwürfe von sexueller Belästigung frühzeitig in Ruhestand geschickt wurde, danach Donald Trump in seinem Wahlkampf beriet und im Mai 2017 an den Folgen einer Sturzverletzung starb.

Russell Crowe verkörpert im Fatsuit den ungeduldigen, leicht reizbaren Vielarbeiter Ailes. Die fünfteilige Miniserie setzt im Jahr 1995 ein, als News-Corp-Gründer Rupert Murdoch (mit authentischem australischem Akzent: Simon McBurney) den Fernsehmacher von CNBC abwirbt und ihm die Aufgabe erteilt, einen neuen Fernsehsender zu gründen, der sich klar als Gegenpol zu Medien der liberalen Elite, von CNN bis „New York Times“, versteht. Der die andere Hälfte der amerikanischen Bevölkerung bedient: die Konservativen. Murdoch und Ailes wollen mit dem Sender „the loudest voice“ im Land werden (so hieß auch ein Buch über Ailes). In der Aufbruchstimmung der goldenen 1990er-Jahre, mit Hits wie „This is how we do it“ von Montell Jordan im Ohr, stellt Ailes in weniger als einem Jahr Fox News auf die Beine. Am 7. Oktober 1996 geht es los. Wer sich gegen ihn und seine Idee stellt, muss gehen und bekommt zum Abschied nachgerufen: „You can go and get a job at the Clinton News Network“. Einer der Leitsätze von Ailes ist: „Die Leute wollen nicht informiert werden, sie wollen sich nur informiert fühlen.“

Einflüsterer von Bush und Cheney

Kaum ist der Sender warmgelaufen, kommt der 11. September 2001 und gibt Fox News noch mehr Aufwind für das Konzept des gefühligen, nicht immer faktentreuen Journalismus. Die Anschläge von 9/11 hatten Ailes tatsächlich schwer mitgenommen, aber er erkannte vor allem als Erster, welche Chance es für George W. Bush ist, seine Durchsetzungsfähigkeit im „war against terrorism“ unter Beweis zu stellen. Ailes verfasste jene Rede, die Vizepräsident Dick Cheney kurz nach den Anschlägen sprach: „We are in the middle of a war.“ Die Serie zeigt, wie viel Einfluss Ailes auf Bush und Cheney hatte, wie eng sie sich mit dem Fernsehmacher abstimmten. Manche Sätze erinnern sehr an das, was Donald Trump 2016 in seinen Wahlkampfreden gesagt hat: „Wir holen uns das wahre Amerika zurück.“

(Zu) Wenig Platz widmet die Serie den vielen Frauen, die Roger Ailes sexuelle Nötigung vorwarfen. Moderatorin Gretchen Carlson (gespielt von Naomi Watts) behauptete, sie habe ihren Job verloren, weil sie nicht auf seine sexuellen Avancen eingegangen sei. Aber man versteht dank dieser Serie trotzdem besser, warum die USA einen Mann wie Donald Trump zum Präsidenten gewählt haben. Roger Ailes war einer seiner Geburtshelfer.

„The Loudest Voice“: Seit 16. September jeden Montag um 20.15 Uhr und auf Abruf bei Sky Atlantic HD.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2019)

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