Humor und Fatalismus scheinen die einzigen Mittel zu sein, Britanniens Austritt zu verkraften.
Wenn sich der britische Premierminister mit Hulk vergleicht, die BBC-Podcast-Serie „Brexitcast“ mit Lachsalvenpotenzial die Entwicklung in Westminster begleitet und Brüsseler Diplomaten dem heiteren Fatalismus verfallen, ist irgendetwas aus dem Ruder gelaufen. So sehr, dass es besser wäre, die Pläne für den britischen EU-Austritt ad acta zu legen, bis sich alle wieder beruhigt haben.
Es ist, als ob Boris Johnson Hauptdarsteller einer Realsatire geworden wäre und sich nur noch krampfhaft darum bemühte, täglich neue – immer irrere – Cliffhanger zu produzieren. Damit sich das ermüdete Publikum nicht abwendet.
Die Briten sind wohl auch deshalb geneigt, alles zu akzeptieren, selbst das Unvernünftigste, nur damit das Ende endlich möglich wird. Das ist die große Gefahr dieser Entwicklung: Noch nie war es so wahrscheinlich, dass Großbritannien am 31. Oktober tatsächlich in den Hard Brexit rutscht, nur weil keine der Seiten mehr mit Ernst bei der Sache ist. Wie sagt Johnsons neues Vorbild Hulk: „Weißt du, was mir am meisten Angst macht? Wenn ich nicht mehr dagegen ankämpfen kann und total die Kontrolle verliere, dann . . . genieße ich das.“
Höchste Zeit für eine Wendung. Eine, in der die Vernunft wieder Oberhand bekommt: weil sich die EU und Großbritannien weiterhin brauchen, sie ohne einander viel schwächer sind.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2019)