Afghanistan: Neue Anschlagswelle erschüttert Wahlkampf

(c) REUTERS (OMAR SOBHANI)
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Bei einer Kundgebung des Präsidenten Ashraf Ghani starben mehr als zwei Dutzend Menschen.

Kabul. Zehn Tage sind es noch hin bis zu den im Frühjahr verschobenen Präsidentenwahlen in Afghanistan am 28. September, und der Wahlkampf ist wieder einmal von blutigen Anschlägen überschattet. Am Dienstag traf es unter anderem eine Kundgebung des Präsidenten Ashraf Ghani, der um seine Wiederwahl kämpft. Ghani überstand das Attentat in der Provinzhauptstadt Tsharikar unverletzt, doch es kamen mindestens 26 Menschen ums Leben.

Der Selbstmordattentäter war mit einem Motorrad auf die Menge zugerast und hatte die Bombe beim ersten Kontrollposten gezündet. Bei einem weiteren Anschlag in Kabul sind mehr als 20 Menschen umgekommen. Die Explosion ereignete sich im Zentrum der Hauptstadt Kabul unweit des Massud-Platzes. In der unmittelbaren Umgebung befinden sich das Hauptquartier der Nato-Mission „Resolute Support“, eine Einrichtung des Verteidigungsministeriums sowie der Oberste Gerichtshof. Vor dem Verteidigungsministerium war erst vor Kurzem eine Autobombe detoniert, die zwölf Menschen in den Tod riss.

Die Taliban haben sich zu den Attentaten bekannt. Die Menschen seien „gewarnt“ gewesen, teilte ein Sprecher der Fundamentalisten mit. Sie hatten Anfang August zum Wahlboykott aufgerufen. Sie drohten mit einer Gewaltwelle und riefen die Bevölkerung dazu auf, sich von Wahlveranstaltungen fernzuhalten. Ende Juli hatte ein Autobombenangriff auf das Büro des Vizepräsidentschaftskandidaten Amrullah Saleh in Kabul bereits mehr als 20 Tote gefordert.

Die afghanischen Behörden haben zwar die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Doch wegen der prekären Sicherheitslage gilt die Durchführung der Wahl in einigen Regionen als unwahrscheinlich. Ghani verurteilte die „feigen“ Terrorakt und sieht sich wohl in seinem Widerstand gegen Verhandlungen mit den Taliban bestätigt.

Gescheitertes Geheimtreffen

Nach Geheimplänen der Trump-Regierung hätten Taliban und Ghani vor zehn Tagen in Camp David zu separaten Friedensgesprächen zusammenkommen sollen. Der US-Präsident sagte das Treffen nach einem Anschlag in Kabul, dem auch ein US-Soldat zum Opfer gefallen war, ab. Trump erklärte die Verhandlungen mit den Taliban anschließend für „tot“, die sein Sonderbotschafter Zalmay Khalizad seit Juli 2018 in Doha in Katar mit den Taliban geführt hatte. Die Taliban seien zu weiteren Verhandlungen bereit, ließen sie verlauten. Sie führten jüngst auch Gespräche in Russland und im Iran. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2019)

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