Spionage als Dienstleistung

Die Sammelwut des Webkonzerns Google ist legendär. Was passiert aber, wenn diejenigen, die sie eindämmen sollen, selbst spionieren?

Haben Sie sich schon einmal selbst gegoogelt? Wenn Sie schon öfter Google genutzt oder sich im Internet bewegt haben, werden Sie erstaunt sein, was Sie alles über sich finden können. Kein Wunder, immerhin wird alles genau aufgezeichnet. Dafür erhält man auch Suchergebnisse, die auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Spionage als Dienstleistung? Die meisten Österreicher scheinen diesen Handel für die kostenlose Nutzung der Google-Dienste gern einzugehen. Oder zumindest zu glauben, dass keine Gefahr droht, wenn ihre Daten im Netz stehen.

Doch wo ist die Grenze? Kaum einer würde dieselbe Gleichgültigkeit an den Tag legen, wenn ihn ein freundlicher Herr in Google-Uniform den ganzen Tag begleitete und Notizen über alle Tätigkeiten machte. Nun, Google hat immerhin noch einen Riegel: die Gesetzeslage. Doch was ist, wenn diejenigen, die die Gesetze machen, selbst dem Spionagewahn verfallen? Die Geschichte zeigt, dass die Möglichkeiten unendlich sind. Überwachungskameras, weitergegebene Swift-Daten und Onlinedurchsuchungen sind schon jetzt Alltag. Das nächste Projekt von EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström: Internetsperren. Und das, obwohl Deutschland solche Pläne richtigerweise wieder ad acta gelegt hat.

Aber wir haben ja nichts zu verbergen. Was macht dann eigentlich noch das „privat“ in Privatsphäre?


daniel.breuss@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

The Google logo is seen at the Google headquarters in Brussels, Tuesday March 23, 2010. Google Inc. h
New Articles

Vorwurf an Google: WLAN-Datensammlung war Absicht

US-Anwälte sehen ein Patent aus 2008 als Beweis dafür, dass Google absichtlich spioniert hat. Google will Ermittlern alle Daten übergeben. Deutschland hat ein Street-View-Auto genauer unter die Lupe genommen.
Google
Internet

Google verweigert Herausgabe der Street-View-Daten

In Deutschland hat Google eine Fragenliste der Datenschutzbehörde zu angeblich versehentlich gesammelten Privat-Daten beantwortet, stellt die Daten aber nicht für eine Prüfung zur Verfügung.
Google Kameraauto
Internet

SPÖ will Datensammeln ohne Vorsatz unter Strafe stellen

Google hat versehentlich private Daten aus offenen WLAN-Netzen gesammelt und kann in Österreich dafür nicht bestraft werden. Medienstaatssekretär Ostermayer will das ändern.
Visitors walk past painted cars with mounted cameras used for Google street view at the CeBIT compute
New Articles

Österreich verbietet Kamerafahrten für Google Street View

Der umstrittene Google-Dienst darf bis auf weiteres keine Fotos mehr in Österreich aufnehmen. Die Datenschutzkommission hat ein Verfahren eingeleitet. Die Arge Daten fordert die Beschlagnahmung der Kameraautos.
Internet

Blankoscheck für Datenspione

Viele Internetnutzer wissen, dass sie beobachtet werden, es stört sie aber nicht. Datenschützern fehlen schärfere Sanktionsmöglichkeiten. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wessen Aufgabe es ist, Daten zu schützen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.