US-Finanzminister Geithner will auf seiner Reise durch Europa einen Stress-Test für europäische Banken fordern. Es gibt auch Gerüchte, er wolle sich für eine Intervention zur Stützung des Euros stark machen.
US-Finanzminister Timothy Geithner ist am Mittwoch in Frankfurt am Main mit dem Direktor der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, zusammengekommen. Es handle sich um ein Arbeitsessen, hieß es. Eine Stellungnahme gab es nicht. Am Donnerstag will Geithner zunächst noch in Frankfurt mit dem Präsidenten der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, sprechen, der als möglicher Nachfolger Trichets gilt, bevor er dann in Berlin mit dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble zusammenkommt.
Zum Auftakt seiner Europa-Reise hatte Geithner in London am Mittwoch das Vorgehen der EU gegen die Schuldenkrise gelobt, gleichzeitig drang er aber auf rasches Handeln. Der milliardenschwere Rettungsschirm der Europäischen Union "hat die richtigen Elemente", erklärte Geithner auf einer Pressekonferenz mit dem britischen Schatzkanzler (Finanzminister) George Osborne. Der Markt wolle aber auch Handlungen sehen, fügte er hinzu. Er sei überzeugt, dass die europäischen Führer das Notwendige unternähmen, damit die Maßnahmen Erfolg hätten. Geithner traf in London auch den britischen Zentralbankchef Mervyn King.
Reform des Finanzsystems
Auf dem Flug nach London sagte Geithner zu Journalisten, er wolle sich bei seinen Gesprächen auf die nächste Stufe in der weltweiten Reformierung des Finanzsystems und die Entwicklungen in Europa konzentrieren. Sein Ministerium versuchte vor dem Abflug, Spekulationen auf den Finanzmärkten über eine mögliche koordinierte Intervention zugunsten des schwächelnden Euros herunterzuspielen. Medienberichten zufolge wollte Geithner auch bei seinen Treffen in Europa aus Angst vor einer Verschärfung der europäischen Bankenkrise eine Art Stress-Test für Finanzinstitute vorschlagen.
Die Turbulenzen auf den Finanzmärkten stehen auch im Mittelpunkt von Geithners Treffen mit dem deutschen Finanzminister Schäuble am Donnerstag in Berlin. Schäubles Sprecher Michael Offer erklärte am Mittwoch, möglicherweise komme auch das Thema Finanztransaktionssteuer zur Sprache. Deutschland will sich international für eine solche Steuer einsetzen, doch die USA und Großbritannien sind bisher skeptisch.
"Wir hoffen auf eine internationale Lösung", sagte Offer. "Wenn es keine internationale Lösung gibt, dann wollen wir uns für eine europäische Lösung einsetzen." Eine weitere Gelegenheit dazu biete das Treffen der G-20-Finanzminister und Notenbankgouverneure am 4. und 5. Juni in Südkorea. Bei dem Gespräch dürfte Geithner auch den deutschen Alleingang beim Verbot bestimmter Spekulationen eingehen.
(APA)