„Happy Birthday, Hund!"

(c) Carolina Frank
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Der Hund hat also Geburtstag. Er wird am Sonntag ein Jahr alt.

Der Hund hat also Geburtstag. Er wird am Sonntag ein Jahr alt. Mit uns lebt er erst zehn Monate, aber an das Dasein ohne ihn kann ich mich nur schemenhaft erinnern. Wir haben ihn mit zwei Kilo abgeholt, inzwischen wiegt er 14. Diese Kindheit und Jugend im Zeitraffer hat im Vergleich mit dem sich über Jahrzehnte ziehenden Reifeprozess eines Menschen etwas einschüchternd Wuchtiges. Neulich hat eine Spaziergängerin, während sich die Leinen unserer Hunde verhedderten, zu mir gemeint: „Es ist ein ganz anderes Leben mit Hund." Mmm, so kann man das sagen. Ich habe in den letzten Monaten so gut wie alle Nachbarn ringsum (mit vielen habe ich die Jahre davor kein Wort gewechselt) und auch viele Straßen weiter kennengelernt, weiß, wie ihr Tier heißt und wie alt es ist. Ich bin nahe einer Frischluftvergiftung, nachdem ich zu jeder Tageszeit und bei jeder Witterung mit dem Hund draußen bin. Außerdem hat eine ziemliche Umwertung meiner Hygienevorstellungen stattgefunden. Bisher wurde versucht, mit Hilfsmitteln wie Staubsauger, Wischmob und Restriktionen für besonders schmutzige Schuhe den Dreck, der von draußen reinkommt, in Schach zu halten. Nun ziehe ich einen Mob hinter mir her, mit dem ich quasi die Straße aufwische, und dieser Mob verteilt den Dreck dann in allen Wohnräumen. Und man riecht ihn auch; wenn man erst zehn Monate behundet ist, hat man sich so viel Objektivität gerade noch bewahrt. Nun überlegen wir uns also, wie man eigentlich so einen Hundegeburtstag standesgemäß begeht. Dem Jubilar ist es ja egal, er kümmert sich wenig um Konventionen. Und wegen einer Torte: Fressen tut er alles immer auf einen Sitz. Also werden wir wahrscheinlich einfach singen und sagen: „Happy Birthday, Hund, schön, dass es dich gibt!"

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