Nach ein paar Pfiffen

(c) Carolina Frank
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Meine Blumengießnachbarn haben eine Hausversammlung im Beisl um die Ecke veranstaltet.

Meine Blumengießnachbarn haben eine Hausversammlung im Beisl um die Ecke veranstaltet. Früher hätte ich es wie mein schweigsamer Künstler-will-er-einmal-werden-Jungnachbar gemacht. Ich wäre nicht hingegangen. Wenn ich wissen wollte, was meine Nachbarn über Gott und die Welt und speziell über meinen Lebenswandel denken, hätte ich auch zuhause in meinem Dorf bleiben können. Aber man wird reifer. Ich werde spät kommen, früh gehen und dazwischen: lächeln und schweigen. Als ich im Gastgarten erscheine, haben alle schon gegessen. Also bestelle ich nur ein schnelles Pfiff. Das lockert die Lächelmuskeln. Das zweite Pfiff hat dann den Früh-heimgehen-Vorsatz gelockert. Das dritte Pfiff lockerte, fürchte ich, meine Zunge. Und was die Pfiffs Nummer vier und fünf gelockert haben, kann ich nur vermuten. Seither versucht mich der gut erhaltene Witwer von seinen Barista-Künsten zu überzeugen. Inklusive Milchschaumherz. Die Klavierlehrerin freut sich, dass ich stundenlanges Tonleitern-Üben romantisch finde. Die Jungfamilie bringt mir die Kleinen zur Aufsicht. Weil ich Kinder so liebe. Und alle Bewohner haben den Paketboten gesagt, dass ich eh froh bin, wenn hin und wieder jemand bei mir klingelt. Ich fürchte nur, ich werde bald wieder eine Hausversammlung einberufen müssen. Sind nämlich nicht uninteressant, so Packerln. Ausgerechnet der politisch hochmotivierte Jung-Alt-68er lässt sich die Bücher vom berüchtigten Sklaventreiber ins Haus liefern. Zu den Textilien diverser Nachbarinnen hab ich auch so meine Meinung. Und nach ein paar Pfiffen wird mir auch ein Grund einfallen, warum die Packerln sich von selbst geöffnet haben. Small kann ich übrigens immer noch besser tragen als die Studentin von unten!

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