Die Kratzer am königlichen Denkmal

Angel di María avancierte mit zwei Treffern gegen Real Madrid zum Matchwinner für PSG.
Angel di María avancierte mit zwei Treffern gegen Real Madrid zum Matchwinner für PSG.(c) APA/AFP/CHRISTOPHE ARCHAMBAULT (CHRISTOPHE ARCHAMBAULT)
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Erstmals seit 13 Jahren verlor Real Madrid seine Auftaktpartie, Trainer Zinédine Zidane läuft den hohen Erwartungen weiter hinterher. Ausgerechnet der bei den Königlichen aussortierte Ángel Di María schoss Paris SG zum Sieg.

Paris/Wien. Es gab eine Zeit, da konnte Zinédine Zidane kaum etwas falsch machen, insbesondere in der Champions League. Dort führte er Real Madrid 2017 nicht nur zur allerersten Titelverteidigung der Geschichte, sondern fügte der Trophäensammlung des Rekordsiegers 2018 „La Trecima“ den 13. Triumph im höchsten Europacupbewerb hinzu. Danach verabschiedete sich Zidane in die selbst gewählte Auszeit und Real sich in die sportliche Krise. Weder Julen Lopetegui noch Santiago Solari vermochten das Erbe fortzusetzen, und so holte Klubpräsident Florentino Pérez im vergangenen März den verlorenen Sohn zurück – die Saison endete ohne Titel und mit 19 Punkten Rückstand auf Erzrivalen Barcelona.

Mit zwei Siegen in den ersten vier Ligarunden verlief allerdings auch der diesjährige Start nicht nach Wunsch, am Mittwoch folgte der nächste Dämpfer in der Champions League. Im Duell der Reservisten setzte es bei Paris St. Germain eine 0:3-Niederlage, der französische Meister konnte das Fehlen seiner Stürmerstars Kylian Mbappé, Edinson Cavani und Neymar besser kompensieren als Real die Ausfälle von Sergio Ramos, Luka Modrić oder Marcelo. Die Rolle des Matchwinners für PSG übernahm mit Ángel Di María ausgerechnet jener Spieler, der einst in Madrid aussortiert worden war.

Späte Genugtuung für Di María

2010 kam Di María von Benfica Lissabon zu Real und feierte mit den „Königlichen“ 2014 den Champions-League-Triumph, den ersten der Madrilenen seit zwölf Jahren. Der Argentinier wurde im Finale zum „Player of the Match“ gewählt, innerhalb des Klubs aber blieb ihm die Wertschätzung verwehrt. Als Präsident Florentino Pérez Millionen für James Rodríguez zusammensuchte, kam ihm das englische Interesse an Di María gerade recht: Für 75 Millionen erhielt Manchester United den Zuschlag. „Ich ging wie ich ging, aber ich hege keinen Groll. Er ist ein Präsident und tut, was er im Rahmen seiner Aufgabe tun muss“, gab sich Di María diplomatisch.

Bei United kam Di María mit Trainer Louis van Gaal nie wirklich zurecht, nach nur einem Jahr wurde das Missverständnis beendet und der Linksfuß zog weiter nach Paris. Dort blüht der 31-Jährige auf, wenngleich die Schlagzeilen zumeist Mbappé oder Neymar gehören. In deren Abwesenheit aber trug er nun mit zwei Treffern maßgeblich zum Pariser Auftaktsieg bei. „Er ist eine Maschine, er hört nie auf zu laufen“, schwärmte PSG-Trainer Thomas Tuchel.

Auch Zidane, der Di María aus seiner Zeit als Co-Trainer in Madrid noch bestens kennt, zollte Respekt. „Mit Di María werden sie international weit kommen. Er kann Paris mit seiner Energie bereichern. Sie haben einen solchen Spieler-Typ gebraucht. Er bringt die Fähigkeiten mit, diesem Team zu Titeln zu verhelfen“, glaubt der Franzose.

Über Titel spricht Tuchel nicht

Mit der Leistung seiner Mannschaft war der Real-Trainer nach der ersten CL-Auftaktniederlage seit 13 Jahren hingegen gar nicht zufrieden. „Sie waren deutlich besser. Sie waren uns überlegen im Spiel, im Mittelfeld, in allem“, konstatierte Zidane. „Da gibt es nichts zu sagen. Sie haben es verdient.“ Beunruhigt zeigte sich der Franzose über die mangelnde Intensität seitens seiner Spieler. „Wir wussten nicht, wie wir in das Match zurückkommen.“ Dies gilt es rasch zu beheben, denn die Erwartungen an Zidane sind hoch, eine weitere Saison ohne Titel in Madrid undenkbar.

PSG-Trainer Tuchel sprach unterdessen von einer „Benchmark“. „Aber wenn jemand fragt, ob wir die Champions League gewinnen, bin ich raus“, so der Deutsche. Der Arbeitsauftrag der katarischen Eigentümer diesbezüglich aber ist eindeutig. (swi)

1. SPIELTAG Ergebnisse

Gruppe A: Brügge – Galatasaray 0:0, Paris SG – Real Madrid 3:0.

Gruppe B: Olympiakos – Tottenham 2:2, Bayern (ohne Alaba) – RS Belgrad 3:0.

Gruppe C: Donezk – Manchester City 0:3, Dinamo Zagreb – Atalanta Bergamo 4:0.

Gruppe D: Leverkusen (mit Baumgartlinger) – Lok Moskau 1:2, Atlético Madrid – Juventus 2:2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2019)

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