Unser sichtbares Selbst

Wenn wir die Haut anderer nicht berühren können, können wir uns nicht entwickeln und verkümmern.
Wenn wir die Haut anderer nicht berühren können, können wir uns nicht entwickeln und verkümmern.(c) Science Photo Library / pictured
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Die Haut hat so viele Funktionen, dass man sie als das „Schweizer Messer der Organe“ beschreiben kann. Ein Buch tut das so kundig wie unterhaltsam.

Ägyptens Kleopatra hielt sich für ihre Bäder 700 Eselstuten, die ungarische Gräfin Báthory füllte ihre mit dem Blut von 650 eigenhändig zu Tode gefolterten Jungfrauen, und Elisabeth von Österreich-Ungarn setzte auf etwas, was einer anderen Körperflüssigkeit ähnelt und deshalb auch Spermaceti heißt: Walrat aus den Schädeln von Pottwalen. Darüber schüttelt den Kopf nicht lang, wer heute in die Welt der Schönen und Reichen schaut – auch Kim Kardashian schwört auf Blut, allerdings das eigene, in die Haut gespritzte –, und wer will nicht zumindest zu den Schönen gehören? Die Kosmetikindustrie setzt 400 Milliarden Dollar im Jahr um, viele mit dem Versprechen, die Zeichen des Verfalls zum Verschwinden zu bringen: „Die Menschheit kämpft mit dem Altern, und das Schlachtfeld ist die Haut, sie ist unser Selbst“.

So formuliert es Monty Lyman, ein Dermatologe mit hohem schreiberischen Talent, der dieses Organ in einem Buch auch in seinen psychologischen und sozialen Zusammenhängen erkundet; er beginnt mit den physiologischen Feinheiten dieser neun Kilogramm schweren und zwei Quadratmeter großen Schicht, die uns birgt: „Haut ist das Schweizer Messer der Organe mit einer Vielzahl von Funktionen, vom Überleben bis zur sozialen Kommunikation“. Die Haut schützt uns, als Barriere nach außen, sie versiegelt uns aber umgekehrt auch und verhindert das Austrocknen des Körpers, der bei Opfern schwerer Verbrennungen über 20 Liter Wasser am Tag ausdünsten kann.

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