Brad Pitt: „Ich bin weiser geworden“

Brad Pitt über seinen neuen Film, „Ad Astra“, und die Vorteile des Alters – auch wenn er jetzt schon eine Brille benötigt.
Brad Pitt über seinen neuen Film, „Ad Astra“, und die Vorteile des Alters – auch wenn er jetzt schon eine Brille benötigt. (c) APA/AFP/VALERIE MACON (VALERIE MACON)
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Es ist der Sommer des Brad Pitt. Nach dem Erfolg in Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“ wagt sich der Hollywoodstar jetzt in „Ad Astra“ als Astronaut in die unendlichen Weiten des Weltalls.

Nach „Once Upon a Time in Hollywood“ sind Sie in „Ad Astra“ im nächsten Filmspektakel zu sehen. Eigentlich schien es so, als würde Hollywood sein Geld lieber in Franchises wie Superheldenfilme stecken.

Brad Pitt: Das ist richtig. Die Studios wollen auf Nummer sicher gehen, weil die Produktion von Filmen so teuer geworden ist. Deshalb sind Filme, wie ich sie mag, selten geworden. Aber irgendwie lässt man mich sie trotzdem machen. Ich bin offenbar ein Glückspilz.

Warum interessieren Sie sich nicht für die klassischen Blockbuster?

Erst mal bin ich nicht derjenige, der das Geld dafür auftreiben muss. Der kommerzielle Aspekt interessiert mich weniger. Ich mag Filme, die man 20 Jahre später noch anschauen kann, die also ein langes Leben haben. Aber gerade weil ich schon etwas älter bin, will ich Filme machen, die eine echte Bedeutung haben. Es gibt Filme wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ oder „Apocalypse Now“, die mich in meiner Jugend beeindruckt haben. Eine solche Art von Filmen versuche ich auch meinen Kindern zu hinterlassen.

Sie sprachen vom Älterwerden. Würden Sie lieber noch jünger sein?

Außer dass ich eine Brille tragen muss, weil ich kurzsichtig geworden bin – nein. Die gesammelten Erfahrungen würde ich für nichts in der Welt eintauschen wollen. Ich trage mein Alter wie ein Ehrenabzeichen. Ich bin weiser geworden, habe gelernt, Verantwortung für andere zu übernehmen. Die Zeit, in der ich meinen Eltern die Schuld für Probleme geben konnte, ist längst vorbei. Das Leben ist viel besser so.

Ihre jungen Jahre, als Sie noch ungebunden waren, waren auch nicht so schlecht, oder?

Das nicht. Aber ich war damals ziemlich flatterhaft, wusste nicht, was ich vom Leben wollte, habe eher gebummelt. Jetzt fühle ich mich viel wohler in meiner Haut. Damals wäre ich auch nicht reif genug gewesen, Vater zu sein. Kinder zu haben ist das Beste, was mir je passiert ist. Mit ihnen wird mein Leben immer schöner.

Es gab Zeiten, als Sie der „Sexiest Man Alive“ waren. Trauern Sie denen hinterher?

Auf solche Titel legte ich nicht besonders viel wert. Ich war damals noch ziemlich durcheinander und verlegen, wenn ich in der Öffentlichkeit auftreten musste. Auf diesen Teil meines Jobs, das heißt, auf die Reaktionen das Publikums, war ich überhaupt nicht vorbereitet. Auf einmal zerbrachen sich die Leute den Kopf, welche Haarfarbe ich hatte oder warum ich mit einer bestimmten Frisur herumlief. Ich wollte einfach nur Filme machen, über mehr habe ich nicht nachgedacht.

Sie wollten nicht berühmt werden?

Ich hatte gar keine Ahnung, was das bedeutet. Ich wollte nur, dass mein Leben nicht bedeutungslos verpufft, dass ich etwas tue, was vielleicht für die Nachwelt noch relevant ist. Aber ich bin in einer Zeit groß geworden, in denen Charakterdarsteller noch etwas zählten, die Mickey Rourkes, Sean Penns und Gene Hackmans. Diese Art von Kino hat mich geprägt. Da ging es nicht um Glamour.

Ein Kritiker nannte Sie „einen Charakterdarsteller im Körper eines Leinwandidols“.

Das ist ein sehr schönes Kompliment – ich meine das ganz ehrlich. Mir war schon klar, wie ich aussehe. Jeder hat, was er hat. Aber ich konnte mich damals in diesen Heldenrollen nicht mehr ertragen. Ich brauchte eine Pause und musste meine Richtung neu finden. Und diese typischen Helden konnte jeder andere Schauspieler genauso gut wie ich spielen. Mich haben dagegen Rollen interessiert, in die ich etwas ganz Eigenes einbringen konnte. Also beschloss ich, mein Image ein bisschen durcheinanderzubringen, und ich habe ausgeflippte Charaktere wie in „Twelve Monkeys“ dargestellt, wo ich eben nicht so strahlend ausgesehen habe.

Doch nicht nur Sie verändern sich, sondern auch die Branche. Wie nehmen Sie das Zeitalter des Streamings wahr?

Zunächst schätze ich sehr, dass talentierte Kreative viel mehr Gelegenheit haben, ihr Talent zu zeigen – ob Schauspieler, Regisseure oder Autoren. Es gab immer genügend interessante Ideen, nur nicht die Plattform. Und weil diese Projekte nicht den gleichen Werbeaufwand verlangen, können es sich die Streamer leisten, gewagtere Themen anzupacken. Allerdings wirkt sich das auf die Kinokultur aus. Dieses gemeinschaftliche Erlebnis wird zunehmend seltener.

Steckbrief

Brad Pitt wurde am 18. Dezember 1963 in Shawnee im US-Bundesstaat Oklahoma geboren.

1985 zog er nach Los Angeles, um Schauspieler zu werden. 1987 erfolgt sein Filmdebüt in „Hunk“.

1988 bekam er seine erste Hauptrolle („Dark Side of the Sun“), 1994 erfolgte sein internationaler Durchbruch in „Interview mit einem Vampir“.

2002 gründete er mit seiner damaligen Frau, Jennifer Aniston, die Filmproduktionsfirma Plan B Entertainment.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2019)

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