Morgenglosse

Blutspenden ohne Arzt: Was, wenn wirklich etwas passiert?

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Ab Oktober müssen beim Blutspenden keine Ärzte mehr anwesend sein. Diplomiertes Gesundheitspersonal übernimmt ihre Aufgaben. Ist jetzt Gefahr in Verzug?

Wenn zu einem medizinischen Notfall ein Rettungswagen geschickt wird, muss es sich schon um eine lebensbedrohliche Situation handeln, damit die Leitstelle auch einen Arzt mitschickt. Verdacht auf Herzinfarkt zum Beispiel. Oder starker Blutverlust. Ansonsten sind es zwei Sanitäter, die den Einsatz übernehmen. Mindestens einer mit Diplom. Natürlich hätte kein Patient etwas dagegen, dass jedes Mal ein Notarzt kommt, wenn er 144 wählt. Aber in so einem Luxus leben wir nicht.

Vor diesem Hintergrund ist es umso erstaunlicher, dass bei mobilen Blutabnahme-Terminen die Anwesenheit eines Arztes bisher verpflichtend war, damit er im Ernstfall, etwa bei einem Kollaps, eingreifen kann. Mit der Folge, dass in Wien jedes Jahr mehr als 100 solcher Termine ausgefallen sind, weil dafür keine Ärzte gefunden wurden. Was wiederum zu einem Mangel an Blutkonserven geführt hat. Denn diese mobilen Blutabnahmen (etwa bei Feuerwehrfesten, Kirtagen) machen den Großteil der Blutspenden aus.

Dass es so nicht weitergehen kann, hat die Politik nun erkannt und gehandelt. Ab Oktober muss bei Blutabnahmen kein Arzt mehr anwesend sein, sondern wird im Notfall gerufen – wie in anderen europäischen Ländern. Neben viel Beifall gibt es aber auch kritische Stimmen zur Gesetzesänderung. Von der FPÖ zum Beispiel, die vor einer möglichen Senkung der Sicherheitsstandards warnt – obwohl die Anamnesefragebögen standardisiert sind und die Blutabnahme schon bisher nicht von Ärzten durchgeführt wurde. Auch die Ärztekammer ist überzeugt, dass nur Ärzte mögliche Gefahren beurteilen können. Auf sie zu verzichten, sei einfach zu riskant.

Ein nicht zu vernachlässigendes Argument. Denn was, wenn wirklich einmal etwas passiert, und kein Arzt vor Ort ist? Werfen wir daher einen Blick auf die vergangenen 25 Jahre in Wien und Umgebung. Die Zahl der Blutspenden in dieser Zeit: fünf Millionen. Lebensbedrohliche Zwischenfälle? Null.

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