Metaller-KV: Gewerkschaften fordern 4,5 Prozent mehr Geld

imago images / Winfried Rotherme
  • Drucken

Die Herbstlohnrunde startete am Montag mit dem Kräftemessen in der Metallindustrie. Aus Sicht der Gewerkschaften gibt es genug zu verteilen. Die Arbeitgeber bezeichnen die Forderungen als realitätsfremd.

Bereits im  Vorfeld der alljährllichen Herstlohnrunde in der Metallindustrie hatte die Gewerkschaft eine "Erntezeit für Beschäftigte" ausgerufen, weil es in der Metallbranche in den vergangenen Jahren gut gelaufen sei. Am Montag legte das Verhandlungsteam der Gewerkschaften PRO-Ge und GPA-djp den Arbeitgebern ihren Katalog vor: Sie fordern Gehaltserhöhungen von 4,5 Prozent bzw. einen Mindestbetrag von 100 Euro für rund 195.000 Beschäftigte. „Österreichs Metallindustrie war in den vergangenen Jahren äußerst erfolgreich, 2018 war sowieso ein Rekordjahr und auch im ersten Halbjahr 2019 gibt es einen klaren Aufwärtstrend. Jetzt müssen die Arbeitnehmerinnen mit kräftigen Lohnerhöhungen davon profitieren. Es muss rascheln", sagen die beiden Chefverhandler Rainer Wimmer (PRO-Ge) und Karl Dürtscher (GPA-djp).

>>> Politische Lohnrunde der Metaller im Zeichen des wirtschaftlichen Abschwungs [premium]

Der KV-Abschluss in der Metalltechnischen Industrie gilt als richtungsweisend für die Herbstlohnrunde mit vielen weiteren Kollektivvertragsverhandlungen. Die Lohnrunde findet diesmal in Zeiten der vorgezogenen Nationalratswahlen und der anlaufenden Koalitionsverhandlungen statt.

Voriges Jahr einigten sich der Metaller-Fachverband FMTI und die Gewerkschaft nach sieben Runden und anfänglichen Forderungen von fünf Prozent auf einen Abschluss mit einem durchschnittlichen Entgelt-Plus von 3,46 Prozent gestaffelt nach Einkommen. Davor lag das KV-Plus bei 3,0 Prozent für 2018, 1,68 Prozent (2017), 1,5 Prozent (2016) und 2,1 Prozent (2015). Alleine in der Metalltechnische Industrie arbeiten rund 126.500 Menschen.

Inflation bei 1,8 Prozent

Die Gewerkschaften argumentierten heute bei der Forderungsübergabe, dass die Metallindustrie auch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau unterwegs sei. Laut Statistik Austria gebe es heuer sowohl bei der abgesetzten Produktion als auch bei der Auftragslage erneut deutliche Zuwächse. Im ersten Halbjahr 2019 wuchs etwa die abgesetzte Produktion zweistellig – um 11 Prozent. Der Auftragsstand erhöhte sich ebenso sehr kräftig um 14 Prozent.

Rainer Wimmer (PRO-Ge) und Karl Dürtscher (GPA-djp): "Es gibt genug zu verteilen"
Rainer Wimmer (PRO-Ge) und Karl Dürtscher (GPA-djp): "Es gibt genug zu verteilen"

Es gebe aus Sicht der Gewerkschaften genug zu verteilen. Die Gewinnausschüttungen seien auf einem absoluten Rekordhoch. Mehr als zwei Milliarden Euro, also 90 Prozent des erzielten Jahresüberschuss wurden laut einer aktuellen Branchenanalyse der Arbeiterkammer 2018 an die Eigentümer ausgeschüttet.

Das Wirtschaftswachstum wird heuer laut derzeitiger Prognose (Wifo) bei 1,7 Prozent liegen und vor allem durch die guten Lohn- und Gehaltserhöhungen der vergangenen Jahre gestärkt. Die für die Verhandlungen relevante Inflation liegt bei 1,8 Prozent. 

Neben den Lohn- und Gehalterhöhungen sind  rahmenrechtliche Forderungen auf dem gewerkschaftlichen Programm zu finden. Dabei geht es unter anderem um einen Anspruch für die Beschäftigten, die sich für eine 4-Tage-Woche entscheiden zu können und um die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche durch eine verbesserte Anrechnung von Vordienstzeiten.

Ebenso sollen Arbeitnehmerinnen künftig die Möglichkeit haben, Geld- in Zeitansprüche umzuwandeln. Dies betrifft etwa Jubiläumsgelder. Für Lehrlinge soll es neben höheren Lehrlingsentschädigungen auch künftig einen Kostenersatz für notwendige Berufsschulmaterialien und Lehrmittel geben. Der neue Kollektivvertrag soll ab 1. November gelten.

„Einseitige 4-Tage-Woche wird es nicht geben"

Die Metallindustrie-Arbeitgeber haben die gewerkschaftliche Forderung nach einem Lohn- und Gehaltsplus von 4,5 Prozent als "realitätsfremd" zurückgewiesen. Wenn man sich die Unternehmen ansehe, sei dies "viel zu hoch", sagte der Obmann des WKÖ-Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI), Christian Knill, nach dem ersten Zusammentreffen mit der Gewerkschaft am Montag in Wien. Knill verwies auch auf die starke Konjunkturabschwächung. Im Jahr 2018 lag das reale Wirtschaftswachstum bei 2,7 Prozent, heuer wird nur noch ein Plus von 1,5 Prozent erwartet.  

Der WKÖ-Fachverband der Metalltechnischen Industrie hatte im Vorfeld der KV-Verhandlungen die Arbeitnehmervertreter angesichts der Konjunktureintrübung zu "Besonnenheit und Zurückhaltung" aufgerufen. Das von der Gewerkschaft geforderte Recht auf eine 4-Tage-Woche ist für die Arbeitgebervertreter nicht vorstellbar. "Eine einseitige 4-Tage-Woche wird es nicht geben", sagte Knill.

Am Nachmittag startet die erste Verhandlungsrunde für einen Kollektivvertrag für die rund 130.000 Beschäftigten in der Metalltechnischen Industrie.

Nicht nur die Metaller verhandeln

Die Gewerkschaft der PRO-Ge, die sich für rund 13.000 Arbeitnehmer in der österreichischen Fleischindustrie und im Fleischergewerbe einsetzt, fordert Lohnerhöhungen von mindestens 2,8 Prozent. Der zweite Streitpunkt der KV-Verhandlungen betrifft laut dem Gewerkschafter die Umsetzung eines OGH-Urteils, wonach Umziehzeiten als Arbeitszeiten abzugelten sind. Die Arbeitgeberseite habe diese Bezahlung der Umkleidezeit der Lohnerhöhung gegenrechnen wollen. "Das ist klarerweise nicht sehr zielführend", kommentiert Kinslechner. "Wir werden sicher nicht zulassen, dass den Arbeiterinnen und Arbeitern mit einer Hand ausbezahlt wird, was ihnen mit der anderen aus der Tasche gezogen wird. Die Betriebsversammlungen in den letzten Wochen geben uns für die nächsten Verhandlungen enormen Rückenwind." 

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Metaller beginnen mit dem herbstlichen Feilschen um Prozentpunkte
Österreich

Wieder ein Knaller zum Auftakt der Lohnrunde

Die Wirtschaft flaut ab, die Inflation sinkt – aber für die Gewerkschaft ist „Zeit der Ernte“. Mit ihrer Forderung nach 4,5 Prozent mehr Lohn und einem Recht auf die Vier-Tage-Woche erntet sie bei den Arbeitgebern nur Unverständnis.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.