Auf Kreta haben rund 70 Prozent aller Tourismusunternehmen Verträge mit dem nun insolventen britischen Reisekonzern Thomas Cook.
Die Insolvenz des britischen Reisekonzerns Thomas Cook schockiert den griechischen Tourismussektor. "Das ist ein Erdbeben der Stärke 7, und der Tsunami kommt erst noch", sagte am Montag der Präsident des kretischen Tourismusverbands, Michalis Vlatakis, griechischen Medien. So hätten auf Kreta rund 70 Prozent aller Tourismusunternehmen Verträge mit dem Reise-Riesen.
Allein heuer habe Thomas Cook bereits gut 400.000 Besucher nach Kreta gebracht. "Derzeit sind noch etwa 20.000 da", sagte Vlatakis. Nun gelte es, diese Kunden bestmöglich zu versorgen, damit sie Kreta auch künftig treu blieben. Dennoch werde die Insolvenz von Thomas Cook den griechischen Tourismus nachhaltig prägen, glaubt der Fachmann.
In ganz Griechenland sind nach der Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook etwa 50.000 Touristen gestrandet. Das sagte Tourismusminister Charis Theocharis am Montag dem griechischen Fernsehsender Skai. Es liefen bereits Maßnahmen, um die Menschen zurück in die Heimat zu bringen. Dies geschehe unter anderem in Abstimmung mit der britischen Regierung, die eine gewaltige Rückholaktion angekündigt hatte. "In den nächsten Tagen werden voraussichtlich 22.000 Thomas-Cook-Kunden abreisen", sagte Theocharis.
Auf Kreta, wo sich fast die Hälfte der betroffenen Touristen aufhält, wurden Hoteliers informiert, dass die Kunden zu den geplanten Zeiten abfliegen würden. Es sei nicht nötig, dass sich die Menschen panisch zu den Flughäfen aufmachten, berichtete Skai. Stattdessen sollen die Rückflüge zu den gleichen Zeitpunkten stattfinden wie ursprünglich geplant.
Sorgen bereiten den Hoteliers vor allem die noch ausstehenden Zahlungen des Konzerns. "Es wird unvermeidlich zu Ausfällen kommen", sagte Theocharis. Sein Ministerium wolle einen Plan ausarbeiten, damit Griechenland nach dem Zusammenbruch des Unternehmens keine Marktanteile verliere.
Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Griechenlands. Laut deutschem Auswärtigen Amt trägt er direkt und indirekt rund 23 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei.
Die britische Regierung ließ die größte Rückholaktion in Friedenszeiten anlaufen. "Wir werden jeden nach Hause bringen", kündigte der britische Verkehrsminister Grant Shapps auf Twitter an.
Mit deutschen Reiseveranstaltern von Thomas Cook sind derzeit 140.000 Touristen im Urlaub. Zudem seien "für Reisen mit Abreisen heute und morgen rund 21.000 Gäste gebucht", teilte die Thomas Cook GmbH in Oberursel am Montag auf Nachfrage mit. Zu österreichischen Betroffenen gab es Montagfrüh weder in Österreich noch in Deutschland bei den Konzern-Pressestellen Auskunft.
(APA/dpa)