Wenn Briten vor Passion zu kochen beginnen

Symbolhaftes Kammerspiel "The Party" von Sally Potter im Burgtheater mit Ex-Harvard-Professor Bill (Peter  Simonischek) und seiner Frau, Janet (Dörte Lyssewski).
Symbolhaftes Kammerspiel "The Party" von Sally Potter im Burgtheater mit Ex-Harvard-Professor Bill (Peter Simonischek) und seiner Frau, Janet (Dörte Lyssewski).(c) Burgtheater/Matthias Horn
  • Drucken

Sally Potters "The Party", von ihr selbst bravourös verfilmt, erfreut auch als Theaterstück. Anne Lenks Inszenierung wirkt freilich eher beliebig. Aber das Ensemble gefällt, meistens. Am eindrücklichsten gelang das Bühnenbild.

Ich fasse es einfach nicht, dass du mit diesem haarigen, alten Mann geschlafen hast!", ruft Lesbe Jinny (zauberhaft: Katharina Lorenz) ihrer Ehefrau Martha (Barbara Petritsch) zu. "So haarig ist er gar nicht", kontert Martha. Nun, allzu schlüpfrig sind die Dialoge nicht in Sally Potters "The Party", seit Samstag im Burgtheater zu sehen, denn es geht vor allem um die Haltbarkeit von Prinzipien im Sturm des Daseins.

Martha und Jinny spielen durch, was älteren Männern öfter mit jungen Mädchen passiert: Ihr Leben wird komplett auf den Kopf gestellt. Jinny erwartet nach einer künstlichen Befruchtung Drillinge. Martha, Gender-Professorin an der Universität, befürchtet das Ende ihrer Bohème-Existenz.

Weit Schlimmeres droht Bill (Peter Simonischek), mit dem Martha noch immer vertraut verbunden ist: Der Ex-Harvard-Professor erfuhr, dass er bald sterben muss, sein rationalistisches, atheistisches Weltbild wankt. Von seiner Karrierefrau, Janet (Dörte Lyssewski), die nach langer Ochsentour durch die Partei endlich Gesundheitsministerin werden könnte, hat Bill die Nase voll. Marianne (vielleicht eine Reminiszenz an Leonard Cohen) soll dem leicht verwahrlosten, aber immer noch liebenswerten Vergil-Kenner ("Alles bezwingt die Liebe") sein Ende versüßen. Doch Marianne ist verheiratet, überdies ihrerseits auf der Suche, nach Papa und Mama, die hat sie sogar gefunden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.