Eine Urfigur freier weiblicher Sexualität: Circe.
Mythologie

Die Wahrheit über die Rache der Circe

Die antike Zauberin Circe wird zur feministischen Vorreiterin heutiger Moral, Herkules ein Homosexueller, der einen 14-Jährigen verführt: Zwei Romane aus den USA stellen griechische Mythen auf den Kopf.

Warum hat Circe die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelt? So richtig erklärt hat uns Homer die berühmteste Tat der Zauberin Circe, von den alten Griechen Kirke genannt, nicht. Dafür tut das nun die amerikanische Schriftstellerin Madeline Miller. In ihrem jetzt auf Deutsch erschienenen Roman „Ich bin Circe“ ist die Verschweinerung dieser Männer eine Strafe – für versuchte Vergewaltigung.

Eine Frau ohne Männer, aber mit Zauberkünsten; eine Frau, die allein zwischen ihr gehorchenden wilden Tieren lebt (lauter Männer, die sie als Freiwild betrachtet hatten, weiß man nun); eine Frau, die den rastlosen Helden Odysseus dazu bringt, ein Jahr bei ihr zu bleiben: Schon in der Renaissance wurde sie zu einer Urfigur freier weiblicher ungezügelter Sexualität und Selbstermächtigung, auch zum Symbol der Prostituierten. Nicht umsonst lebt sie im Wort „bezirzen“ fort.

In den griechischen Mythen ist Circe Göttin oder Nymphe (je nachdem ob ihre Mutter Hekate oder Perse ist), jedenfalls aber die Tochter von Helios, dem Sonnengott. Mit „Ich bin Circe“ ist nun auch sie, die Heldin unzähliger Opern von Gluck bis Zemlinsky, zur Hauptfigur eines modernen Romans geworden, einer demonstrativen Gegenerzählung, wie Christa Wolf es einst mit Kassandra und Medea gemacht hat.

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