Straches Ex-Sicherheitsmann festgenommen - und aus FPÖ ausgeschlossen

Der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian StracheDie Presse
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Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue - auch gegen Strache. Der Ex-FPÖ-Chef bestreitet die Verdachtsmomente. Nun wurde sein Ex-Sicherheitsmann festgenommen.

Seit Montag wird gegen den ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Der Verdachtsmoment: Strache soll unabgesprochen Privatrechnungen über die Partei abgerechnet haben. Und das, obwohl ihm und seiner Familie ein üppiges Spesenkonto zur Verfügung stand. Die Miete wurde von der FPÖ ebenso bezahlt wie Fahrer und Dienstwagen – teilweise bestehen diese Privilegien noch immer, obwohl Strache nur einfaches Parteimitglied ist. Straches Frau soll als Social-Media-Beauftragte eine hohe vierstellige Summe kassiert haben. Die „Presse“ berichtete.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen drei Personen: Strache, seine ehemalige Büroleiterin und Buchhalterin – und seinen ehemaligen Fahrer und Sicherheitsmann. Letzterer wurde laut Informationen der „Presse“ und „Standard“ Montagnacht um 23.30 nach einer Hausdurchsuchung verhaftet. Er soll jahrelang von den Falschabrechnungen gewusst haben und diese mitgetragen haben. Die Staatsanwaltschaft wollte das weder bestätigen noch dementieren, es sei „Verschlusssache“. Es soll sich aber um den Verdacht der Veruntreuung handeln.

Der Vorstand der Wiener FPÖ hat den ehemaligen Sicherheitsbeamten  jedenfalls am Dienstag einstimmig aus der Partei ausgeschlossen. Das gab die FPÖ Wien in einer Aussendung bekannt.

Der Hintergrund: Der Fahrer und Sicherheitsmann soll auch eine zentrale Rolle im Dreh um das Ibiza-Video spielen und die Falle mit dem Wiener Anwalt M. eingefädelt haben. Das angebliche Motiv: persönliche Enttäuschung und Rache.

Belege abfotografiert und gesammelt?

Denn der Fahrer und enge Vertraute soll sich 2014 nach einer schweren Krankheit von Strache schlecht behandelt gefühlt haben. Schon damals soll der Mitarbeiter versucht haben, diesen Vertrauensbruch zu rächen und wandte sich an die Behörden. Und zwar mit genau jenen Belegen und Rechnungen, die eben beweisen sollen, dass Strache private Kosten über die Partei und sein Spesenkonto von 10.000 Euro abgerechnet haben soll. Nun sind diese Belege wieder im Umlauf und liegen der „Presse“ und dem „Standard" vor. Ihre Echtheit wurde von der FPÖ weder bestätigt noch dementiert. Der Sicherheitsmann hatte die Rechnungen fotografiert und bei Anwalt M. hinterlegt. Die Ermittlungen wurden damals aber eingestellt, weil der Sicherheitsmann plötzlich zu keiner weiteren Kooperation mehr bereit war. Laut „Presse“-Recherchen hatte er Gegenleistungen für weitere Informationen gestellt, man konnte und wollte ihm diesen Wunsch nicht erfüllen.

Die Version der Macher des Ibiza-Videos sieht anders aus: Weil die Behörden damals untätig waren, sei man erst auf die Idee gekommen, das Video zu machen.

Strache: „Weitere Schmutzkübelkampagne“

Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. Strache richtete am Montag über seinen Anwalt Johann Pauer aus: „Es startet offensichtlich eine weitere gezielte Schmutzkübelkampagne durch dubiose Quellen gegen mich, wobei jetzt sogar meine Familie hineingezogen wird.“ Und weiter: „Wer mit solchen Methoden arbeitet, disqualifiziert sich von selbst. Alle Spesen und Sachleistungen wurden stets ordnungsgemäß abgerechnet bzw. erbracht.“ Er, Strache, habe stets alles korrekt verrechnet. An den Verdachtsmomenten sei nichts dran.

(ib)


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