Das Buch „Sodom“ bietet drastische Einblicke in die „größte homosexuelle Community der Welt“: den Vatikan.
Wien/Paris. Privat hat sich der Papst schon geäußert: „Sodom“ sei ein gutes Buch, sagte er Medien zufolge einem lateinamerikanischen Anwalt. Und bei vielen der erwähnten Priester habe er bereits gewusst, dass sie homosexuell seien. Vier Jahre lang hat der 51-jährige französische Journalist und homosexuelle Aktivist Frédéric Martel über Homosexualität in der Kirche, vor allem im Vatikan, recherchiert. „Sodom“ erschien dieser Tage in vielen Ländern, auf Deutsch am Mittwoch.
„Der Vatikan ist eine der größten homosexuellen Communitys der Welt“, schreibt Martel, „die große Mehrheit im Vatikan ist homosexuell“. Im Gespräch mit der „Presse“ nennt er das noch untertrieben. Homosexualität, heimlich praktiziert oder unterdrückt, sei im Kardinalskollegium, im Vatikan überhaupt die Norm. Sie erkläre viele Seilschaften und Karriereverläufe: „Je näher man dem Allerheiligsten kommt, desto mehr Schwule werden es.“ Und viele von ihnen würden am kirchlichen Keuschheitsgebot scheitern. Ein System der Doppelmoral und Heuchelei klagt Martel an. Er und seine Helfer haben mit unzähligen Menschen – 1500, heißt es im Buch – in und außerhalb des Vatikans geredet. Ihr Bild setzt sich aus deren Aussagen zusammen. Zu den Gesprächspartnern gehörten Kardinäle und ihre Mitarbeiter ebenso wie ein rumänischer Prostituierter am Bahnhof Roma Termini, der behauptet, sofort zu erkennen, ob ein Freier ein Priester sei.