Design Week

Designerduo Brynjar und Veronika: Zwei Neugierige

Das isländisch-deutsche Designerduo Brynjar Sigurđarson und Veronika Sedlmair ist bei der Vienna Design Week.
Das isländisch-deutsche Designerduo Brynjar Sigurđarson und Veronika Sedlmair ist bei der Vienna Design Week. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Kreisrunde Flöten und Kristalljalousien, Pelz und Porzellan – und schräge Chöre: Das Designerduo Brynjar und Veronika schränkt sich nicht ein.

Einordnen lassen sich die beiden nicht so leicht: „Vielleicht werden wir irgendwann einen roten Faden in unserer Arbeit sehen“, sagt Brynjar Sigurđarson gegen Ende des Gesprächs über Design und Kunst, Natur und schräge Einfälle. „Aber eigentlich ist es bei uns wirklich so, dass wir zwischen verschiedenen Dingen hin und her springen und uns vor allem selbst erlauben, neugierig zu bleiben.“

Mit seiner Ehefrau Veronika Sedlmair (34), einer Allgäuerin, bildet der Isländer (33) seit inzwischen fünf Jahren das international erfolgreiche Designerduo „Studio Brynjar und Veronika“. Auf Einladung der Firma Swarovski – für die die beiden zuletzt kaleidoskopartige Briefbeschwerer aus Kristall entworfen haben – sind die beiden aktuell bei der Vienna Design Week zu Gast. Frisch aus Island, wo sie gerade zwei Wochen verbracht haben.

Von dort ist Sigurđarson vor inzwischen zehn Jahren weggezogen, um in Lausanne zu studieren. Wo er auch anfing, mehr über seine Heimat zu reflektieren: die kraftvolle Natur, die raue Schönheit. Manche seiner Stücke sind durchaus davon inspiriert: beispielsweise die Serie von Möbelstücken, die neben Holz auch Pelzstücke, Federn, Seile und Angelutensilien vereint und die er entwarf, nachdem er einen Monat in einem völlig abgelegenen isländischen Fischerdorf verbrachte.

Island ist freilich längst nicht alles, was die Arbeit der beiden prägt, die bereits für unterschiedlichste Marken gearbeitet, Ausstellungen gemacht und Preise bekommen haben. Da ist etwa die kristallene Jalousie, die sie neben einigen anderen Kristallobjekten kreierten, als sie 2016 in Basel den Swarovski Designers of the Future Award bekamen und die das Spiel des Lichts in ein Zuhause bringen soll. Oder die kreisförmige Querflöte, die die beiden in Frankreich erfanden, wo sie nach einigen Jahren in Berlin bis vor Kurzem gelebt haben; inzwischen sind sie in Sedlmairs Heimat im Allgäu gelandet.

Die Flöte hat auch dazu geführt, dass die beiden inzwischen mit Musikern und Komponisten an einer Art schrägem Kammerorchester arbeiten, wobei auch eine ganze Reihe anderer Objekte eine Rolle spielen, die sie kreiert haben. Etwa eine große Decke voller Glöckchen, die eine Art Hintergrundgeräusch produzieren soll, wenn die Hände derer, die sie halten, zu zittern beginnen. „Hier sind wir sozusagen von einem Designobjekt zur Musik gekommen – und draufgekommen, dass der Unterschied eigentlich gar nicht so groß ist“, sagt Sigurđarson.

Metal-Sänger als Wasserfall

Ob das, was sie machen, eher Design oder Kunst ist, was sie oft gefragt werden – darüber denken die beiden mittlerweile ganz bewusst nicht mehr nach. „Vielleicht sind wir irgendwo in der Mitte zwischen Kunst, Design und Performances“, sagt Sigurđarson. „Unsere Arbeiten schauen mehr wie die von Künstlern aus – aber wir arbeiten mehr wie Designer, das ist auch unsere Ausbildung“, sagt Sedlmair. Diese Kategorien nicht wirklich zu berücksichtigen sei befreiend.

Ihre Arbeiten sind jedenfalls extrem unterschiedlich: Es gibt Objekte aus Glas oder Porzellan, es gibt eine Gletscherkerze, die langsam schmilzt. Es gibt Fotografien, zuletzt haben sie ein bisschen mit einem Programm herumgespielt, mit dem man Avatare bauen kann – und in der Küche von Sigurđarsons Eltern probierten sie ein neues Projekt aus: einen Chor – aus skandinavischen Metal-Sängern, deren Töne man irgendwann wie einen Wasserfall wahrnehmen soll.

„Es geht auch darum, nahe an seiner kindlichen Unschuld zu bleiben“, sagt Sigurđarson. „Neugierig zu sein – und einer Idee zu folgen, wenn sie auftaucht. Das versuchen wir.“

Auf einen Blick

Brynjar Sigurđarson und Veronika Sedlmair bilden gemeinsam das „Studio Brynjar und Veronika“. Auf Einladung von Swarovski sind sie dieser Tage bei der Vienna Design Week. Im Swarovski-Flagship-Store ist ihre kristallene Jalousie ausgestellt. Ansonsten sind die Arbeiten und Projekte der beiden höchst unterschiedlich – von Möbeln mit Pelz und Seilen bis zu schrägen Chören.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2019)

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