Vier EU-Länder mit weniger Autoverkehr - Österreich gehört nicht dazu

(c) Clemens Fabry
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In Österreich hat seit 2010 der Autoverkehr um 11,6 Prozent zugenommen, um doppelt so viel wie im EU-Durchschnitt.

Auch wenn die Österreicher zu Europas fleißigsten und zufriedensten Bahnfahrern zählen und im Vorjahr mit in Summe rund 31 Milliarden Kilometer  so viel wie noch nie zuvor mit Bahn, Bus und städtischen Öffis gefahren sind, steht das Klimaziel der Bundesregierung, das eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs um rund ein Drittel bis zum Jahr 2030 vorsieht, auf wackeligen Beinen. Denn der Autoverkehr hat in Österreich seit 2010 um 11,3 Prozent zugelegt. Das ist deutlich stärker als im Durchschnitt der EU, wo eine Zunahme von durchschnittlich sechs Prozent registriert wurde. Das zeigt eine Analyse des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) auf Basis von Eurostat-Daten. Waren es 2017 noch rund 82 Milliarden Personenkilometer, die in Österreich mit dem Auto gefahren, stieg dieser Wert im Vorjahr bereits rund 83 Milliarden Kilometer.

Höher als in Österreich war die Zunahme nur in zehn EU-Staaten. Nur in den vier Ländern Niederlande, Belgien, Spanien und Litauen sind die mit dem Auto gefahrenen Kilometer zurückgegangen. Den Spitzenwert verzeichnete die Niederlande mit einem Minus von 3,8 Prozent.

Die Gründe für die Rückgänge sind unterschiedlich. Die Niederlande und Belgien haben vor allem in den Städten den Autoverkehr stark reduziert, autofreie Zonen geschaffen und das Radfahren und Gehen forciert. So nahm der Anteil des Autoverkehrs in der belgischen 260.000 Einwohner-Stadt Gent binnen sechs Jahren von 55 auf 39 Prozent im Jahr 2018 ab, der Radverkehrsanteil stieg von 22 auf 35 Prozent. In der niederländischen Stadt Utrecht (380.000 Einwohner) ist der Autoanteil seit 2011 von 24 auf 19 Prozent zurückgegangen, der Radverkehrsanteil von 39 auf 47 Prozent gestiegen. Beide Staaten besteuern zudem Sprit höher. Spanien hat eine stärkere Verlagerung auf die Bahn erreicht. In Litauen ist der Rückgang nicht auf Verkehrsmaßnahmen zurückzuführen.

Insgesamt wurden in der EU im Jahr 2017 bereits mehr als 4.900 Milliarden Personenkilometer mit dem Auto gefahren. Nimmt der Autoverkehr im gleichen Ausmaß wie in den vergangenen Jahren zu, dann wird bereits heuer die 5000 Milliarden Kilometer Grenze überschritten, macht der VCÖ aufmerksam.

Veränderungen notwendig

Beim VCÖ meint man, dass eine Trendwende nur erreichbar sei, wenn sowohl auf EU-Ebene als auch von den einzelnen Mitgliedsstaaten verstärkte Maßnahmen gesetzt werden, wie Investitionen in den Ausbau grenzüberschreitender Bahnverbindungen.

In Österreich sei unter anderem der öffentliche Nahverkehr zu verbessern, fordert der VCÖ. Elf der 124 regionalen Zentren seien nicht ans Bahnnetz angebunden und ebenso habe man hierzulande besonders großen Aufholbedarf  bei der Rad-Infrastruktur. Auch müsse Österreich sein Steuersystem an die Klimakrise anpassen. Klimaverträgliches Verhalten ist zu belohnen, der CO2-Ausstoß stärker zu besteuern", spricht sich VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen für eine umfassende ökosoziale Steuerreform mit einer CO2-Steuer aus. Ein Teil der Einnahmen soll als Klimabonus nach Schweizer Vorbild an die Bevölkerung zurückfließen. Die umweltschädlichen Förderungen, die laut Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO allein im Verkehr mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr ausmachen, sind rasch zu reduzieren.

(red./herbas)

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