Neue Welt

Österreich, der digitale Sitzenbleiber

So muss die Zukunft in Österreich ja nicht aussehen.  Roboterkellner in Tokio.
So muss die Zukunft in Österreich ja nicht aussehen. Roboterkellner in Tokio. REUTERS
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Österreich baut in Sachen digitaler Wettbewerbsfähigkeit stark ab. Firmen und Menschen scheuen die Veränderung zu sehr. Asien setzt unterdessen an, Europa zu überholen.

Österreich wird zum Pionier beim Ausbau des 5G-Netzes! Seit dem Frühling können die meisten Amtswege auf dem Handy erledigt werden! Und die kleinen Unternehmen des Landes schreiten zügig in Richtung Zukunft! Seit Monaten prasseln Nachrichten wie diese in steter Regelmäßigkeit auf die Österreicher ein. Ja, das Land hat den Weckruf verstanden, so die Botschaft. Österreich hat eine Digitalstrategie entwickelt, eine eigene Digitalisierungs-Agentur gegründet und feilt an einem „Digitalen Leitbild“. Was kann da noch schiefgehen?

Offensichtlich eine ganze Menge. Obwohl Experten den guten Willen der Politik anerkennen, fehlen zählbare Erfolge. So lautet zumindest das Urteil des Lausanner Institutes for International Management Development (IMD). Auch heuer haben sich die Schweizer angesehen, welche der 63 untersuchten Volkswirtschaften es am besten schaffen, digitale Technologien für sich und ihr ökonomisches Fortkommen zu nutzen. Für Österreich fällt das Resultat ernüchternd aus: Das Land verliert fünf Ränge und landet nur noch auf dem zwanzigsten Platz.
Österreich mangelt es nicht an Geld, guten Forschern oder sinnvollen Einzelinitiativen. Die Einstellung der Menschen und Unternehmen zu neuen Technologien ist das größte Hindernis, sagt IMD-Direktor Arturo Bris im Gespräch mit der „Presse“. Digitalisierung bedeutet für viele immer noch die lästige Fleißaufgabe, sich an die disruptiven Technologien anzupassen, die anderswo erfunden werden. Die Idee, dass die neue Welt der großen Datenmengen und automatisierten Entscheidungen ganz neue Betätigungsfelder öffnet, ist noch nicht angekommen.

„Brexit ist für die Zukunft irrelevant“

So haben Österreichs Firmen in der Masse offenbar große Scheu, neue Technologien für sich zu nützen. Beim Einsatz von Big Data landet das Land nur am 41. Platz. Bei Industrierobotern immerhin auf Platz 23.
Bei den Menschen sieht es kaum besser aus. Die Österreicher fühlen sich in der digitalen Welt noch nicht daheim (Platz 40) und haben erschreckend wenig Know-How, das Unternehmen in diesen Zukunftsbranchen einsetzen könnten (Platz 45). „Österreichs Bildungssystem ist hervorragend“, lobt Bris. Aber die notwendigen digitalen Grundfertigkeiten würden in der Ausbildung noch weitgehend ausgeblendet. Dabei gehe es nicht darum, dass jeder Programmieren lernt, bestätigen IT-Unternehmer der „Presse“. Oft fehle es schon am grundsätzlichen Verständnis, was das Internet überhaupt ist. Und zwar unabhängig vom Alter. Selbst 18-Jährige seien heute zwar oft erfahrene Internetkonsumenten, haben von den dahinter liegenden Mechanismen aber keine Ahnung. Um das zu ändern, wird es mehr brauchen, als gute Internetverbindungen und ein paar Tabletts in den Klassen.

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