Randerscheinung

Klimakrise = Erklärkrise

(c) Carolina Frank
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„Papa, warum sind die Kühe eigentlich schlecht fürs Klima?", fragt mich der Jüngste auf dem Weg in die Schule.

Ich fange an zu fathersplainen, was das Zeug hält: Vom Methan in Kuhmägen, das eigentlich auch nur CO2 ist (mit dem Wort rülpsen findet man bei einem Neunjährigen auch immer Gehör), über riesige Rindfleischfarmen in Südamerika und dem weiten Weg der Steaks nach Europa bin ich ziemlich schnell bei Jägern und Sammlern, arbeitsteiliger Gesellschaft und Globalisierung an sich. Der Jüngste hört geduldig zu, lässt mich höflich aus­sprechen, um dann zu fragen: „Rülpsen Fische eigentlich auch?" Weil er recht leicht auf Fleisch verzichten kann, zu Hause bekommt er eh kaum welches, gar keines mehr, seit der Mittlere mit seinem politischen Vegetarismus auch noch die Lasagne abgedreht hat (sie wurde durch Spinatcannelloni ersetzt), aber schon viel weniger auf Sushi.

Ich seufze und hebe zu einem nächsten Loop an, in dem ich mit Massentierhaltung inklusive Antibiotikaresistenzen beginne, einen Bogen zu den überfischten Weltmeeren spanne und in einem resignativen „Schau, es geht sich halt alles zusammen nicht mehr aus" ende. So, wie mich der Jüngste danach anschaut, weiß ich, dass die Klimakrise für mich immer mehr zur Erklärkrise wird. Nach einer kurzen Pause, in der wir Musik hören, fragt er dann endlich die für ihn entscheidene Frage: „Darf ich am Freitag auch beim Schulstreik mitmachen?" Ich muss lachen, weil das ja klar war, und sage, dass es gerade der Schmäh eines Streiks ist, dafür keine Erlaubnis zu haben, aber das Ganze in der Volksschule halt ein bisschen komplizierter ist als im Gymnasium. „Na ja, nächstes Jahr gehe ich dann eh ins Gymnasium, da streik’ ich dann", meint er. Und ich werde bis dahin lernen müssen, mich kürzer zu fassen.

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