Der Discovery Sport verkauft sich so gut, dass Chefdesigner Gerry McGovern beim neuen Modell wie beim Range Rover Evoque nur vorsichtig Hand anlegte.
Land Rover

Behutsame Erneuerung

Land Rover hat den Discovery Sport erneuert – mehr innen als außen.

Es ist so eine Sache mit den Lebenszyklen eines Autos. Früher einmal wurden Autos über Jahrzehnte unverändert gebaut – von Volvo etwa, die 1974 einen Ziegelstein als Designvorlage für ihr neues Modell nahmen, den 240er präsentierten und ihn bis 1993 recht erfolgreich verkauften. Oder auch der Land Rover Defender, dem man selbst in der letzten Generation 2016 noch den Ururururgroßvater aus dem Jahr 1948 ansah (über das neue „Kind“ kann man diskutieren . . .).

Heutzutage aber, da Menschen jedes Jahr für eine neue Handygeneration Schlange stehen, sind die Zyklen auch in der Autoindustrie kürzer geworden. Und so stellt Land Rover nur fünf Jahre nach der Erstpräsentation des Discovery Sport schon die zweite Generation vor.

(c) Nick Dimbleby

Als man ihn 2014 als schönen Nachfolger des Freelander präsentierte, glaubte wohl niemand an den Erfolg dieses Modells. Bis 2019 hat er sich 475.000 Mal verkauft, in den vergangenen drei Jahren war er das erfolgreichste Modell von Land Rover. Und deswegen riskierte Chefdesigner Gerry McGovern bei diesem Kompakt-SUV genauso wenig wie bei der neuen Generation des Verkaufsschlagers Range Rover Evoque: Auch wenn das SUV auf die erneuerten Teile gerechnet eine völlig neue Generation ist, sieht es äußerlich eher nur nach Facelift aus.

Der neue Discovery Sport baut auf der „Premium Transversale Architecture“ auf, auf der auch der Evoque steht. In der Praxis bringt sie mehr Komfort, bessere Flexibilität und, wie Land Rover stolz erklärt, „eine um 13 Prozent höhere Steifigkeit“ – was freilich dem Großteil der Käufer ziemlich egal sein dürfte, weil sie ohnehin nie in ein Gelände fahren, in dem sich das Auto mit 13 Prozent weniger Steifigkeit verzogen hätte.

(c) Nick Dimbleby

Bleiben wir kurz abseits der Straße: Es ist geradezu rührend, wie sehr die britische Traditionsmarke (mit indischen Besitzern) bei ihren Modellen Wert auf die Offroad-Fähigkeiten legt. Das Luxus-SUV Range Rover hat beispielsweise eine Wattiefe von 90 Zentimetern. Da sitzt man selbst im Jeep Wrangler schon mit den Füßen im Wasser, auch bei einem Mercedes G und sogar bei der hauseigenen Offroad-Legende Defender, die vom Werk aus nur durch 50 Zentimeter hohes Wasser fahren konnte. Und dabei kann man getrost darauf wetten, dass noch nie ein Range-Rover-Besitzer durch tiefere Gewässer als eine Regenlacke gefahren ist.

Der Discovery Sport hat eine Wattiefe von 60 Zentimetern, Allrad und nun serienmäßig das Terrain-Response-2-System mit vier Fahrprogrammen, das bei einer ersten Ausfahrt offroad mehr konnte, als man je benötigen wird. Mehr genutzt wird im Alltag zweifellos das neue 48-Volt-Mild-Hybrid-System, das unter 17 km/h den Antrieb übernimmt und den Motor abschaltet. So soll ein realistischer Durchschnittsverbrauch ab 5,5 Litern möglich sein (ein Plug-in-Hybridantrieb folgt später).

Die echte Evolution in der neuen Generation erlebt man im Innenraum. Auch wenn es die Land-Rover-Serie ist, könnte man sich in einem Range Rover vermuten. Edle Materialien, feine Verarbeitung, mehr, größere (zehn Zoll) und vor allem höher auflösende Bildschirme (man erinnert sich mit Schrecken an die Rückfahrkamera der früheren Generation, die eine Auflösung hatte wie ein altes Nokia-Handy). Dazu jede Menge USB-Stecker, um Handy oder Tablets aufzuladen (auch wireless) oder zu verbinden.

Den Discovery Sport kann man mit drei Sitzreihen bestellen, die zweite Reihe lässt sich jetzt verschieben für eine maximale Beinfreiheit von 968 Millimetern oder eine Ladekapazität von 897 Litern (mit umgelegten Rücksitzen geht es bis 1794 Liter).

Motorisch stehen in Österreich drei Benzin- und vier Dieselmodelle zur Auswahl. Die Palette reicht von einem sparsamen 150-PS-Diesel mit Frontantrieb und Handschaltung ab 40.000 Euro bis zum P250 mit 249 PS, der dem „Sport“ im Namen gerecht wird. Mit Neungangautomatik und Top-Ausstattung kann man bis zu 73.400 Euro ausgeben – und da hat man noch keine Sonderwünsche geäußert.

DATEN

Maße: Länge/Breite/Höhe (in mm): 4597/2069/1727. Radstand: 2741 mm; Gewicht: 1769–2015 kg (DIN); Anhängelast: bis 2500 kg.

Motor: Vierzylinder-Common-Rail-Diesel; 1998 ccm; 110 kW (150 PS) bis 177 kW (240 PS); Vierzylinder-Benzinmotor; 1997 ccm; 174 kW (200 PS) bis 184 kW (249 PS); 320 bis 500 Nm.

Preis: ab 40.000 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2019)

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