Nationalratswahl

Wer zittert am Wahlsonntag in Wien?

Archivbild: Ein Blick auf die Wiener Innenstadt, ganz rechts das Rathaus.
Archivbild: Ein Blick auf die Wiener Innenstadt, ganz rechts das Rathaus.Fabry / Die Presse
  • Drucken

1,2 Millionen Menschen sind am Sonntag in der Bundeshauptstadt stimmberechtigt. Auch die Chefs aller Stadtparteien stehen indirekt auf dem Prüfstand.

SPÖ

Michael Ludwig zittert eher nicht vor dem Ausgang der Nationalratswahl am Sonntag. Würde auch nicht seinem Naturell entsprechen. Außerdem: Läuft es in Wien besser als im Österreich-Schnitt, wie zuletzt bei der EU-Wahl, dann ist es der Erfolg seiner Wiener SPÖ. Und seines Kampfgefährten Christian Deutsch, mit dem er die Bundeszentrale beglückt hat. Läuft es schlechter, dann war es die Bundes-SPÖ – und Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner. Deren Unterstützung in Wien durch das Mit-Plakatieren der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures und das Betonen einer Doppelspitze muss zumindest als ambivalentes Signal gewertet werden. Für das ganz große Vertrauen in die Strahlkraft Rendi-Wagners kann die Aktion nicht als Beweis herhalten. Mit einem sanften Law-and-Order-Kurs hat der Bürgermeister ein Angebot an FPÖ-Wähler im Programm. Jedenfalls könnte Wien das einzige Bundesland sein, das am Sonntag rot bleibt. Schwächen würde das Ludwigs innerparteiliche Position wohl nicht.

ÖVP

Gernot Blümel zittert nicht. Wenn, dann weil er nicht weiß, in welcher Koalitionskonstellation er Ende des Jahres oder (realistischer) Anfang nächsten Jahres Teil des Kabinetts Kurz II sein und sich dort für die Wien-Wahl 2020 in Stellung bringen wird. Die Wiener ÖVP will wie schon zuletzt 2017 auch bei dieser Nationalratswahl Nummer zwei in der Bundeshaupstadt werden. Das Ziel scheint erreichbar. Die SPÖ zu überholen, daran glauben Funktionäre selbst nach einigen Gläsern Wein nicht. Wien, das lange Zeit als problematischstes Bundesland für die ÖVP bei Wahlen galt, wird kein Mühlstein mehr am Hals der Bundespartei sein. Immerhin: Sebastian Kurz ist Wiener und lebt (natürlich) hier, auch wenn er im Wahlkampf seine verwandtschaftlichen Bindungen an das Waldviertel betont und sich deshalb vor Pamela Rendi-Wagner in nicht unbizarren TV-Passagen rechtfertigen muss. Mit einem Problem muss Blümel leben: In anderen Bundesländern sehen enttäuschte FPÖ-Wähler die SPÖ kaum als Alternative. Wien ist anders.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.