Leichtathletik WM

Staffelübergabe mit der Kühlbox

Das Khalifa International Stadium in Doha, 2022 auch Schauplatz der Fußball-WM, wurde im Zuge der Renovierung mit einer Klimaanlage ausgestattet.
Das Khalifa International Stadium in Doha, 2022 auch Schauplatz der Fußball-WM, wurde im Zuge der Renovierung mit einer Klimaanlage ausgestattet. (c) APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC (ANDREJ ISAKOVIC)
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Katars Hitze verlangt für die WM Vorkehrungen von klimatisiertem Stadion bis Eishosen.

Doha/Wien. Das Zugeständnis an die weltbesten Leichtathleten fiel nicht ganz so groß aus wie jenes an die Fußballer. Während Letztere ihre WM in Katar in drei Jahren im Winter austragen werden, um der größten Hitze zu entgehen, eröffnen die Leichtathleten ihre Titelkämpfe heute (15.30 Uhr, live, ORF Sport+, ARD) in der Hauptstadt Doha. 1937 Teilnehmer aus 205 Nationen sowie 29 russische Athleten unter neutraler Flagge und ein sechsköpfiges Flüchtlingsteam küren bis 6. Oktober in 49 Disziplinen ihre Titelträger.

Das Programm wurde mit Blick auf die Wüstenhitze adaptiert, alle Wettkämpfe finden nach 16 Uhr Ortszeit statt. Nachteulen sind insbesondere auf den Langdistanzen im Vorteil: Die Frauen starten ihren Marathon heute exakt eine Minute vor Mitternacht. Auch Geher und im Mehrkampf Ivona Dadic und Verena Preiner treten zu nächtlicher Stunde an.

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Denn trotz Terminverschiebung um einen Monat nach hinten erreichen die Temperaturen in Katar immer noch fast 40 Grad Celsius, noch mehr Sorgen bereitet die hohe Luftfeuchtigkeit. Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) soll sogar eine eigene „Hitze-Tablette“ mit Elektro-Chip getestet haben, offiziell bestätigte er das nicht. Das Khalifa International Stadium, das nach Renovierung im Vorjahr als erste der Fußballbühnen für 2022 fertig wurde, ist jedenfalls mit einer Klimaanlage ausgestattet, die auf 26 Grad herunterkühlt. Die Frage nach der Umweltverträglichkeit bei offenem Stadiondach ist eher keine, die im Emirat gestellt wurde.

Das etwas andere „Eisbein“

Auch im Österreichischen Leichtathletik-Verband (ÖLV) weiß man, dass die richtige Kühlkette über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Das bei der Hitze-EM 2018 in Berlin erprobte Eisbad erwies sich für den Transport als zu unhandlich (110 kg), stattdessen kam eine Kühlhose, die wahlweise zur Weste werden kann, ins Gepäck. „Eine Supertechnik, eine trockene Kühlung und wirklich lässig“, schwärmt Sportdirektor Gregor Högler über das „Icebein“, dessen Wärmepumpe Wasser binnen 15 Minuten auf drei Grad kühlen kann. Zudem kommen kühlende Pads und Bandagen zum Einsatz. Sechs Grad sind auf der Hautoberfläche aber das Minimum, sonst wird die Durchblutung gestört.

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Marathonläufer Lemawork Ketema hat als EM-Achter gezeigt, dass er mit extremen Bedingungen umgehen kann. In Doha gilt es vorab die Körperkerntemperatur zu senken, sodass die Überhitzung hinausgezögert wird. „Ein halbes Grad kann schon viel ausmachen“, erklärt Högler. Auf dem Stadtkurs sollen Ketema dann Eisschwämme kühlen, diese werden in speziellen Boxen wie auch für den Organtransport in einer Art Teamstaffel transportiert. Generell wurden Wasserstationen und medizinische Versorgung entlang der Strecke aufgestockt. „Wir haben Vorkehrungen getroffen. Ich möchte so viele wie möglich in guter Verfassung im Ziel sehen“, sagte IAAF-Chef Sebastian Coe, selbst früher Mittelstreckenläufer. „Aber ohne Frage, es wird hart werden.“

ÖLV-STARTER IN DOHA

Lukas Weißhaidinger macht in der Diskus-Qualifikation am Samstag den rot-weiß-roten WM-Auftakt. Am Montag steigt Speerwerferin Victoria Hudson ein. Ivona Dadic und Verena Preiner folgen im Siebenkampf am Mittwoch, Hürdensprinterin Beate Schrott am Samstag. Dann setzt auch Lemawork Ketema im Marathon den Schlusspunkt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2019)

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