Handy am Steuer

Künstliche Intelligenz spürt Verkehrssünder auf

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Australien führt ein Erkennungssystem ein, das Lenker bei der Nutzung ihres Smartphones erwischen soll.

Seit 20 Jahren ist die Handynutzung während des Autofahrens verboten. Lediglich mit Freisprecheinrichtung darf telefoniert werden. Zwei Jahrzehnte haben die meisten Unfälle auf Österreichs Straßen einen gemeinsamen Nenner: Ablenkung durch das Handy. Ein Problem, das nicht nur österreichische Behörden beschäftigt. Australien will den Autofahrern jetzt genauer auf die Finger schauen. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz.

Es wird getippt, gesurft und Musik gehört. Das Handy wird auch im Auto längst nicht mehr nur zum Telefonieren verwendet. Zwischen Jänner und August 2019 wurden im Burgenland deswegen 2000 Strafen verhängt. Der Verkehrsclub Österreich meldete im Mai, dass täglich 300 Autofahrer beim Telefonieren mit dem Handy erwischt werden.  Der Club wies darauf hin, dass Lenker mit dem Handy am Ohr gleich schlecht reagieren wie Fahrer mit 0,8 Promille Alkohol im Blut. Wer während des Lenkens ein SMS oder E-Mail schreibt, ist bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs, das Unfallrisiko steigt auf bis zu das 23-fache. 

Das System wurde im australischen Bundesstaat New South Wales erprobt. Zwei Kameras kommen dabei zum Einsatz. Eine erfasst das Nummernschild, die zweite ist erhöht angebracht, um den Innenraum zu fotografieren. Bei der Analyse der Bilder kommt eine Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Diese ist darauf trainiert in Sekundenschnelle zu erkennen, ob ein Fahrer ein Handy in der Hand hält und dieses gerade benutzt.

Das letzte Wort hat ein Mensch

Verdächtige Bilder werden anschließend von Menschen analysiert. Wird das Ergebnis der Künstlichen Intelligenz bestätigt, erfolgt die Lenkererhebung und die Zustellung des Strafbescheids.

Innerhalb von sechs Monaten wurden mit Hilfe zweier solcher Systeme 8,5 Millionen Fahrzeuge und Lenker kontrolliert. Mehr als 100.000 davon, wurden der Nutzung ihres Smartphones überführt. 212 Euro kostet umgerechnet dieses Delikt in Australien. Zudem gibt es Strafpunkte in der nationalen Verkehrssünderdatei, ähnlich dem Punkteprinzip in Deutschland. In Österreich liegt das Strafmaß im Schnitt bei 50 Euro.

In der nächsten Projektphase sollen 43 weitere Erkennungssysteme installiert werden. Dabei handelt es sich zum Teil um stationäre Anlagen sowie auch mobile. Australien will innerhalb der nächsten vier Jahre 135 Millionen Überprüfungen dieser Art schaffen. Bei aktuell 5,2 Millionen registrierten Fahrzeugen würde im Schnitt jeder Fahrer knapp 26 Mal das Überprüfungssystem durchfahren.

Handy am Steuer - Was ist verboten?

Das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung (fix im Auto verbaut, mobil über ein Kabel, oder mit Freisprechfunktion am Gerät) während des Fahrens.

Es ist ebenfalls verboten, das Handy zwischen Kopf und Schulter zu fixieren.

Das Smartphone als Navigationsgerät zu verwenden, ist prinzipiell zulässig. Es muss aber im Wageninneren befestigt sein. Adressen müssen daher vor der Fahrt eingegeben werden. Auch diese Bedienung ist strafbar.

Das Schreiben, Lesen und Surfen im Internet ist ausdrücklich verboten und strafbar.

Handy am Steuer - Ausnahmen

Ist eine Ampel auf „Rot“ geschaltet, darf auch ohne Freisprecheinrichtung telefoniert werden und auch jede andere Nutzung des Handys ist laut oesterreich.gv.at zulässig. Das gilt aber nicht bei Stopptafeln.

Sonderfall Stau

Hier kommt es auf die jeweilige Situation an. Bewegt sich der Verkehr gar nicht mehr, dann ist eine Nutzung zulässig. Handelt es sich um zähen Verkehr oder Stop-and-Go, dann nicht.

Ruhender Verkehr

Befindet sich das Auto auf einem Parkplatz, darf ein Smartphone auch bei laufendem Motor genutzt werden.

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