Unternehmenskultur

Diversität ist für die Hälfte der Unternehmen ein Fremdwort

Woerterbuch der Generationen
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Divers zusammengestellte Teams arbeiten besser, fehlerfreier und effektiver - zumindest langfristig gesehen. In den Unternehmen wird das zwar viel diskutiert - umgesetzt aber noch nicht.

Weder in der Literatur noch in der Praxis gibt es ernst zu nehmende Stimmen, die den Sinn von divers zusammengestellten Teams anzweifeln würden. Dennoch sagen nur 26 Prozent der für den Hernstein Management Report befragten Führungskräfte, in ihren Unternehmen gebe es Diversitäts-Maßnahmen. Weitere 28 Prozent sagen, dass diese noch nicht bestehen, aber geplant sind. Für knapp die Hälfte der Unternehmen sind somit Maßnahmen im Bereich Diversität noch Neuland.

Bei den großen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden ist die Quote mit 37 Prozent höher, bei den kleinen mit bis zu zehn Mitarbeitenden mit 23 Prozent niedriger. Höher ist sie zudem im IT- und Telekommunikationssektor (38 Prozent) und in der Finanzbranche (35 Prozent), niedriger im Bau- und Immobiliensektor (13 Prozent).

Das Viertel der Unternehmen, das Diversitäts-Maßnahmen umgesetzt hat, hat damit das Personalmanagement (22 Prozent) betraut, setzt auf Events und Veranstaltungen (17 Prozent) und versucht, auf die Werte und Einstellungen der Mitarbeitenden einzuwirken (16 Prozent).

Ältere Mitarbeiter sind Gold wert

Diversität kennt bekanntlich viele Dimensionen, die Studienautoren konzentrierten sich speziell auf die Altersfrage und fanden heraus: Ein Drittel meint, das Know-how älterer Mitarbeitender werde im Unternehmen sehr geschätzt. Im oberen Management ist die Quote höher (39 Prozent) im unteren niedriger (27 Prozent). Befragte mit mehr als 20 Jahren Führungserfahrung stimmen zu 43 Prozent zu – wohl auch, weil sie in „relativ hohem Maße selbst von diesem Thema betroffen“ sind, wie die Autoren festhalten.

„Ältere Mitarbeitende sind Gold wert“, sagt auch die Leiterin des Hernstein Instituts, Michaela Kreitmayer. „Eine Bereicherung für jedes Unternehmen ist der Mix aus Jung und Alt – divers eben.“ Gelinge es, die Erfahrung der Älteren mit den Impulsen der Jungen gut zu verknüpfen, könnten „sehr gute Gesamtwerke“ entstehen: Alle, die sich im Unternehmen gebraucht und geschätzt fühlen, würden zum Gesamterfolg des Unternehmens gerne beitragen. Kreitmayer empfiehlt daher „einen wertschätzenden Umgang mit erfahrenen Mitarbeitenden, damit sie ihr Bestes geben können“.

Mentoring-Programme, Coach-Funktionen oder Buddy-Systeme sind gute Möglichkeiten Ältere mit Jungen zusammen zu bringen. „Das ist keine Einbahnstraße, wo nur Junge von Älteren lernen, ganz im Gegenteil – wir können alle voneinander lernen, wenn wir neugierig und offen aufeinander zugehen.“

32 Prozent der Unternehmen setzen Maßnahmen, um das Know-how älterer Kollegen für das Unternehmen zu sichern. Deutlich über dem Durchschnitt liegt der IT- und Telekommunikationssektor mit 40 Prozent, auf der anderen Seite deutlich dahinter das Sozial- und Gesundheitswesen mit 20 Prozent. Um Know-how zu sichern, setzen 21 Prozent der Unternehmen auf informellen Informationsaustausch, 16 Prozent auf regelmäßige Meetings und zwölf Prozent auf schriftliche Dokumentation.

„Unterschätzt hingegen wird manchmal der informelle Teil des Wissenstransfers“, sagt Kreitmayer. „Da gibt jeder Mitarbeitende freiwillig nur so viel, wie er oder sie bereit ist, weiterzugeben. Die Qualität des informellen Inputs hängt auch vom Grad der Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeitenden ab. Beziehungsarbeit im Unternehmen ist nicht nur schön, sondern macht sich auch richtig bezahlt für Unternehmen.“

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