Graphic Novel

„West, West Texas“ - zwischen Traum und Trauma

Wenn sich Vision, Erinnertes und Wirklichkeit bis zur Ununterscheidbarkeit amalgamieren: Tillie Waldens „West, West Texas“.
Wenn sich Vision, Erinnertes und Wirklichkeit bis zur Ununterscheidbarkeit amalgamieren: Tillie Waldens „West, West Texas“.Reprodukt, Berlin
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In ihrer Graphic Novel „West, West Texas“ schickt Tillie Walden zwei Frauen auf einen Roadtrip durch ein fiktiv-fantastisches Irgendwo im Nirgendwo – und zu sich selbst.

In West Texas – könnte man sagen – möcht' man nicht einmal begraben sein. Schließlich: Wer wollte schon letzte Ruhe finden, eingepfercht zwischen Erdölpumpen, Windparks und den Panzern eines der größten Stützpunkte der US Army, Fort Bliss? Dabei, zugegeben, so ganz klar ist es gar nicht, wo dieses West Texas eigentlich liegt. Beginnt es, vom Osten her kommend, am 98. Längengrad? Oder am Brazos River? Als gesichert immerhin kann gelten, dass im fraglichen Revier einige der republikanischsten Counties der USA zu finden sind. Und dass diese Wiege des Hollywood-Western (Rio Grande! Rio Pecos!), die auch Karl Mays Winnetou romantisch Heimat geboten hat, mit dieser wie jener heute nur eine Handvoll Canyons und ein paar von Baumwollbewässerung häufig ausgedörrte Flussläufe gemein hat.

Freilich: Jenes West Texas, auf das sich Tillie Walden in ihrer aktuellen Graphic Novel bezieht, das gibt es ohnehin nicht. Ihr West Texas ist eine fiktive Landschaft mit einem ebenso fiktiven Ort namens West darin, und beide verbindet mit dem realen West Texas einzig und allein, ein Irgendwo im Nirgendwo zu sein: Metapher für die Suche nach einem Platz im Leben, dessen Lokalisierung eher in einer inneren denn einer äußeren Geografie zu erwarten wäre. Was sonst sollte man schon finden, in West Texas, als bestenfalls sich selbst?

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