Wie lassen sich die Werte der wenigen mit jenen der vielen in Einklang bringen? Von Faustregeln der alten Griechen bis zu 100 Prozent Erbschaftssteuer: So politisch war das Treffen der Ideenakrobaten schon lang nicht mehr.
Hallo Elite“: Welch passender Gruß am ersten Morgen! Denn es waren ja nicht irgendwelche Leute, die zum 23. Philosophicum in Lech zusammentrafen. Abgehoben von den Niederungen des Daseins, auf 1450 Meter Seehöhe, stellten sie sich auch selbst infrage, bissig oder bange: Warum werden die da oben von denen da unten so gehasst? Bei Alexander Grau fühlten sich fast alle angesprochen: Er nahm die „liberalen Eliten“ aufs Korn, jene 30 Prozent in den westlichen Gesellschaften, die ihren weltoffenen, urbanen, von der Herkunft entwurzelten Lebensstil als „normativen Goldstandard“ festlegen. Das nerve den Rest. Gegen die Deutungshoheit dieser „ersten Kulturrevolution von oben“ wende sich heute die Elitenkritik, nicht mehr gegen ökonomische Ausbeutung wie früher.
Ein ironischer Auftakt für das Symposion, dessen Medienpartner „Die Presse“ ist. Aber rasch wurde es politisch, also ernst. Dabei scheint unsere moderne Gesellschaft so schön eingerichtet: keine feudalen Hierarchien mehr, nur noch Funktionseliten. Sie dürfen als etwas Besonderes gelten, weil sie etwas Besonderes leisten. Zum Beispiel regieren. Isolde Charim hielt sich nicht lang beim Ideal auf: Politische Eliten vertragen sich mit der Demokratie, wenn der Machthaber ein gut kontrollierter Amtsträger ist, der die Interessen seiner Wähler repräsentiert und zugleich Gesellschaft formt, indem er seine Idee von Gemeinwohl durchsetzt. Aber tatsächlich sei die herrschende Klasse vom Neoliberalismus „usurpiert“, also völlig verdorben worden. Eine pauschale Diagnose, die Katja Gentinetta wohl als ideologisch getriebene Elitenkritik ablehnen müsste.