Bundesliga

Salzburgs makelloser zweiter Anzug

Bei Red Bull Salzburg verkörpert Koïta nun wie kein anderer eine bisher unerreichte Kaderdichte.
Bei Red Bull Salzburg verkörpert Koïta nun wie kein anderer eine bisher unerreichte Kaderdichte. (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Mathias Mandl)
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Auch die „B-Elf“ des Meisters marschiert durch die Liga, noch nie hatte man hierzulande eine solche Tiefe im Kader. Wer nun gegen Liverpool auflaufen darf, ist völlig offen.

Salzburg/Wien. Ehe der 19-jährige Sékou Koïta zum Mann der Stunde bei Red Bull Salzburg wurde, war er mit USC Kita in die erste malische Liga aufgestiegen, dann nach Liefering gelotst und Anfang 2019 an den WAC weiterverliehen worden – als einer von vielen Red-Bull-Talenten, die leihweise die Kader der Bundesliga-Konkurrenz verstärken.

Im Kärntner Lavanttal hatte der Angreifer im Frühjahr wesentlichen Anteil daran, dass der WAC die Liga aufmischte und nun im Europacup auflaufen darf. Sogar der AC Milan soll sein Interesse am Malier bekundet haben. Im Sommer spielte Koïta dann bei der U20-WM groß auf – Mali verabschiedete Rekordchampion Argentinien – und kam danach auch noch beim Afrika-Cup für sein A-Nationalteam zum Einsatz.

Bei Red Bull Salzburg verkörpert Koïta nun wie kein anderer eine bisher unerreichte Kaderdichte. Mit vermeintlichen Ersatzleuten marschiert der Meister wie gewohnt durch die Liga und bleibt nebenbei auch im ÖFB-Cup und in der Champions League makellos. Qualitätsverlust gibt es praktisch keinen, wenn Salzburg-Coach Jesse Marsch seine „zweite Garnitur“ aufs Feld schickt.

Schwindlige Austria

Auch Koïta gehört nicht zur Stammelf. Erst jetzt, wo es angesichts von fünf Partien innerhalb von 15 Tagen gilt, zu rotieren, fand sich der Malier zweimal in Folge in der Startelf wieder. Und überzeugte: Koïta war der Matchwinner beim 4:1-Heimsieg über die Wiener Austria, mit zwei Toren und zwei Vorlagen drehte er die Partie nach frühem Rückstand (Eigentor Albert Vallci) praktisch im Alleingang. Sehenswert vor allem, wie er beim Ausgleich mit Majeed Ashimeru die violette Hintermannschaft schwindlig spielte und wie er beim 3:1 eine langen Ball zentimetergenau auf die Fußspitze von Masaya Okugawa zirkelte.

All das bedeutet in Salzburg aber längst noch keinen Stammplatz, viel zu stark ist man offensiv mit Szoboszlai, Minamino und nicht zuletzt Erling Haaland besetzt. Koïtas vier Saisontreffer sind da maximal eine Randnotiz.

Nur allzu gern wäre der Malier am Mittwoch (21 Uhr, live Sky) auch beim Gastspiel an der Anfield Road gegen den FC Liverpool dabei – es ist der Höhepunkt der Salzburger Red-Bull-Ära. „Ich habe heute und zuletzt alles gegeben, um in Liverpool dabei zu sein“, meinte Koïta nach seiner Vorstellung gegen die Austria.

„Der Konkurrenzkampf ist brutal, weil alle richtig gut sind. Wir hatten noch nie so eine Tiefe im Kader“, urteilte Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund. Ähnlich sah es Außenspieler und Stammkraft Patrick Farkas: „Es macht fast keinen Unterschied aus, das zeichnet uns einfach aus.“ Auch Trainer Marsch lobte: „Viele Spieler haben wieder einmal bewiesen, dass sie liefern können, wenn es erforderlich ist.“

Übermacht Liverpool

Aber die Austria ist nicht Liverpool. Der Champions-League-Sieger und englische Vizemeister hat seine Generalprobe beim Premier-League-Aufsteiger Sheffield United zwar nur glücklich 1:0 gewonnen. Die Elf von Jürgen Klopp stellt dennoch die derzeit größte Herausforderung im Klubfußball dar. „Wenn wir all unsere Leidenschaft hineinlegen, dann haben wir Möglichkeiten“, sagte Salzburg-Trainer Jesse Marsch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2019)

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