64 Jahre

Die turbulente Geschichte der Freiheitlichen in Österreich

Archivbild: Jörg Haider und Heinz-Christian Strache am 28. September 2008
Archivbild: Jörg Haider und Heinz-Christian Strache am 28. September 2008APA
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Die Geschichte der FPÖ kennzeichneten - insbesondere unter den Obmännern Jörg Haider und Heinz-Christian Strache - große Erfolge, und ebensolche Niederlagen. Ein Überblick.

17. Oktober 1955: Gründung der FPÖ durch den Zusammenschluss des Verbands der Unabhängigen (VdU) und der "Freiheitspartei". Erster Parteichef wurde der frühere NS-Unterstaatssekretär Anton Reinthaller. Nach dem Tod Reinthallers übernahm 1958 der frühere SS-Obersturmführer Friedrich Peter die Führung der Partei. Unter ihm tolerierte die FPÖ 1970 die SPÖ-Minderheitsregierung.

1980: Übernahme der FPÖ durch Norbert Steger.

1983: SPÖ-FPÖ-Koalition mit Bundeskanzler Fred Sinowatz und Vizekanzler Steger.

1986: Steger unterliegt beim Parteitag in Innsbruck in einer Kampfabstimmung dem jungen Jörg Haider. Der neue Bundeskanzler Franz Vranitzky kündigt einen Tag später unter Hinweis auf einen "Rechtsruck" der FPÖ die Koalition auf.

1988: Haider bezeichnet Österreich als "ideologische Missgeburt".

1991: Abwahl Haiders als Kärntner Landeshauptmann, nachdem er Lob für die "ordentliche Beschäftigungspolitik" des Dritten Reiches geäußert hatte.

1993: Ausländervolksbegehren der FPÖ, Abspaltung des Liberalen Forums.

1994: Ja bei der EU-Volksabstimmung trotz der FPÖ-Kampagne dagegen (mit Warnungen vor der "Schildlaus" im Joghurt und vor "Blutschokolade").

1999: Beste Nationalrats-Wahlergebnis unter Haider und der FPÖ überhaupt mit 26,9 Prozent und Platz zwei vor der ÖVP. Bildung der ÖVP-FPÖ-Koalition unter Kanzler Wolfgang Schüssel. Haider gibt Partei-Vorsitz nach international heftiger Kritik an Susanne Riess ab.

2002: Streit zwischen Haider und Riess intensiviert sich, Riess verweigerte Haider die Rückkehr an die Parteispitze.

September 2002: Rücktritt von Riess, FPÖ-Klubchef Peter Westenthaler und Finanzminister Karl-Heinz Grasser infolge des von Ewald Stadler initiierten Delegiertentreffens von Knittelfeld, bei dem gegen den Willen von Riess die Einberufung eines Sonderparteitages beschlossen wurde.

November 2002: Vorgezogene Nationalratswahl mit FPÖ-Ansturz auf 10,01 Prozent; Fortsetzung der ÖVP-FPÖ-Koalition mit Vizekanzler Herbert Haupt.

2004: FPÖ-Sieg mit 42,4 Prozent bei der Kärntner Landtagswahl, Haider wird erneut Landeshauptmann.

Juni 2004: Absturz der FPÖ bei der EU-Wahl von 23,4 auf 6,31 Prozent, Rechtsaußen-Vertreter Andreas Mölzer holt via Vorzugsstimmen das einzige Mandat. Im Anschluss löst Haiders Schwester Ursula Haubner Haupt als Parteichef ab. Als Zugeständnis für den rechten Parteiflügel wird Ewald Stadler Präsident der FPÖ-Akademie, der Wiener Landesparteichef Heinz-Christian Strache stellvertretender FPÖ-Obmann.

2005: Im Frühjahr droht Haider mit der Gründung einer neuen Partei, Haubner entmachtet den rechten Parteiflügel , darunter auch Strache. Nach dem Partei-Ausschluss von EU-Mandatar Mölzer eskaliert der Konflikt. Beim FPÖ-Parteitag wird eine Kampfkandidatur Haider gegen Strache erwartet.

4. April 2005: Haider und Vertreter rund um die Regierungsmannschaft gründen das BZÖ - mit Haider als Parteichef. Drei Tage wird Haider aus der FPÖ ausgeschlossen.

23. April 2005: Strache wird neuer FPÖ-Chef.

2008: FPÖ bei Nationalratswahl wieder bei 17,5 Prozent und damit konsolidiert.

11. Oktober 2008: Unfalltod Jörg Haiders.

2009: BZÖ-Triumph und FPÖ-Absturz bei der Kärntner Landtagswahl; Verdoppelung der FPÖ-Stimmen bei der EU-Wahl auf 12,7 Prozent.

2013: 20,4 Prozent bei der Nationalratswahl im September.

2015: Starke Zuwächse bei Landtagswahlen, wohl bedingt durch den strikten Anti-Ausländerkurs nach der Flüchtlingswelle. FPÖ bei bundesweiten Umfragen klar auf Platz 1.

2016: Platz 1 für den FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer im ersten Wahlgang. Im zweiten Wahlgang dann knappe Niederlage gegen Alexander Van der Bellen.

2017: Übernahme der ÖVP durch Sebastian Kurz, FPÖ fällt in Umfragen zurück.

Sommer 2017: Strache trifft im Sommer die vermeintliche Oligarchen-Nichte auf Ibiza und wird heimlich gefilmt.

15. Oktober 2017: Platz 3 und 26 Prozent für die FPÖ, Strache wird Vizekanzler in einer Türkis-Blauen Koalition unter Kanzler Kurz.

17. Mai 2019: Das Ibiza-Video wird publik. Strache tritt am Tag darauf zurück, Kurz kündigt die Koalition auf und Neuwahlen an.

26. Mai 2019: 17,2 Prozent für die FPÖ und bei der EU-Wahl bedeuten einen moderaten Verlust von 2,5 Prozentpunkten.

12. August 2019: Hausdurchsuchung bei Strache wegen des Verdachts eines politischen Deals bei der Besetzung des Casinos Austria-Finanzvorstandes mit FP-Funktionär Peter Sidlo.

23. September 2019: Eine Spesen-Affäre Straches wird publik. Der Ex-Parteichef soll sich eines mit 10.000 Euro monatlich dotierten Spesen-Kontos der Wiener FPÖ bedient haben, auch zahlte die Wiener FPÖ dem Ex-Chef jahrelang 2.500 Euro Mietzuschuss. Die Staatsanwaltschaft ermittelt u.a. wegen des Verdachts der Untreue gegen Strache und weitere Personen.

29. September 2019: Absturz der FPÖ bei der Nationalratswahl auf 16,2 Prozent, ein Minus von fast zehn Prozentpunkten. Rufe nach einem Parteiausschluss Straches werden laut, zumindest die Suspendierung scheint unmittelbar bevorzustehen.

Mitreden

Heinz-Christian Strache hat sich (vorerst) aus der Politik zurückgezogen, die FPÖ erlitt eine Wahlschlappe. Wie soll es nun mit den Blauen weitergehen? Diskutieren Sie mit!

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(APA)

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