150. Geburtstag

Gandhi, der Radikalist des Guten

Der Mann, der die Inder gewaltfreien Widerstand lehrte, taugt nicht zum säkularen Heiligen: über Gandhi, den fremden Helden.

Immer noch prägt der Gandhi, den Richard Attenborough 1982 in die Welt gesetzt hat, unser Bild von der historischen Person: ein Heiliger kurzum, mit dem Gesicht von Ben Kingsley. Oft wurde die Ikone seitdem angekratzt, besudelt wie die indischen Gandhi-Denkmäler von hinduistischen Nationalisten. Im Westen berühmt wurde vor allem die Attacke der Schriftstellerin Arundhati Roy: Ein „Heiliger des Status quo“ sei dieser Mann gewesen, warf sie ihm 2014 vor, weil er das indische Kastensystem nicht völlig stürzen wollte. Somit gründe seine Lehre der Gewaltlosigkeit, folgerte Roy, „auf einem Fundament von dauernder, brutaler, extremer Gewalt“.

Ist er ein Held für unsere Zeit, der 1869 geborene indische Anwalt, der nach Jahren in Südafrika ab 1910 zum geistigen Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung wurde, die mit gewaltlosem zivilen Ungehorsam das Ende der britischen Kolonialherrschaft erreichte? Um sich selbst ein Bild von diesem außergewöhnlichen Menschen zu machen, um zu verstehen, wie er zum politischen Kämpfer wurde, ist seine stark auf Innerlichkeit angelegte Autobiografie immer noch der direkteste Weg. Der Schriftsteller Ilija Trojanow hat anlässlich von Gandhis 150. Geburtstag am Dienstag eine deutsche Neuausgabe herausgebracht: „Mein Leben“. Gandhi war um die 60, als er 1927 bis 1929 diese Memoiren schrieb – und lebte noch zwei Jahrzehnte, bevor er von einem nationalistischen Hindu erschossen wurde.

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