Die irische Regierung beharrt darauf, dass Großbritannien seiner Verpflichtung zur offenen Grenze nachkommt.
Grenzkontrollen

„Der Brexit ist eine Katastrophe für Irland“

Das unmittelbare Nachbarland wird wirtschaftlich am meisten unter dem EU-Austritt Großbritanniens leiden. Und wenn es zu Grenzkontrollen in den Norden kommt, auch politisch.

Dublin. Nach den schweren Jahren der Finanzkrise ab 2010 geht es erstmals wieder richtig bergauf. Der keltische Tiger, wie Irland während des Booms Ende der 1990er-Jahre genannt wurde, ist mit hohen Wachstumsraten wieder zurück im Spiel. Doch ohne eigenes Verschulden könnte es damit schon bald wieder vorbei sein. Wenn am 31. Oktober Großbritannien aus der EU austritt, wird kein anderes EU-Mitgliedsland so darunter leiden wie die Irische Republik. „Der Brexit ist eine Katastrophe für uns, es geht nur noch um den möglichst geringen Schaden“, sagt Dan O'Brien, Wirtschaftsexperte am Institute of International and European Affairs.

Irlands Wirtschaft ist stark mit jener Großbritanniens verknüpft. Die Briten sind nach den USA der zweitwichtigste Handelspartner für die irische Exportwirtschaft. Da bei einem Hard Brexit keine Zollunion mit dem Königreich bestehen wird, geht das irische Finanzministerium von umgehenden Wachstumseinbrüchen aus: Die Prognose für 2020 müsste von 3,9 Prozent BIP-Plus auf nur noch 0,9 Prozent reduziert werden. Die Zahl der Arbeitslosen würde steigen. Hauptbetroffen wären kleine und mittlere Unternehmen sowie die Landwirtschaft.

„Unsere schlimmsten Befürchtungen drohen unter Boris Johnson wahr zu werden“, kritisiert der Präsident der Bauernvereinigung IFA, Joe Healy, die Haltung des britischen Premierministers, sein Land auch ohne Übergangsregelung aus der EU zu führen. „Irlands Rindfleisch hat keine Chance ohne einen solchen Deal. BSE, Maul- und Klauenseuche waren gegen die Folgen eines Hard Brexit unbedeutend“, sagt der Milchbauer und Viehzüchter im Gespräch mit Europajournalisten.

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