Leitartikel

Warum nur eine Grenzkontrolle, wenn man zwei haben kann?

Irische Grenze
Irische GrenzeAPA/AFP/PAUL FAITH
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Mit ihren jüngsten Brexit-Plänen führen die Briten ihr Versprechen von der offenen Grenze in Irland ad absurdum.

Für alle Zuseher der Soap Opera „Im Banne des Brexit“, die nach drei Jahren Melodrama auf ein logisches Ende hoffen, bei dem alle wirren Erzählstränge zusammengeführt werden, habe ich eine schlechte Nachricht: Es wird noch wirrer. Dass die Entflechtung Großbritanniens vom europäischen Binnenmarkt keine leichte Aufgabe sein wird, ist spätestens seit dem Brexit-Referendum im Juni 2016 bekannt. Mit seiner Rede auf dem Parteitag der Tories hat Boris Johnson am Mittwoch diesem gordischen Knoten eine weitere Schlinge hinzugefügt. Sollte es eines Tages wirklich zum EU-Austritt kommen, wird er vermutlich noch chaotischer ausfallen, als wir es uns heute vorstellen.

Blicken wir auf die Anfänge der Brexit-Show, die zwar nur drei Jahre zurückliegen, uns aber so antik wie die Bronzezeit vorkommen: Als im Herbst 2016 die damalige Regierungschefin, Theresa May, in Birmingham vor den Tories sprach, gelobte sie einen unsentimentalen Abschied von der EU, der Großbritannien eine strahlende Zukunft bescheren sollte. Exakt drei Jahre später sind Schauplatz und Hauptdarsteller zwar ausgetauscht, doch die Kernbotschaft ist gleich geblieben. Auch der neue Mann in der Downing Street 10 will einen klaren Bruch mit Brüssel, auch er malte am Mittwoch blühende Landschaften an die Wand des Kongresssaals. Und auch der Jubel der im Messezentrum von Manchester versammelten Tories klang vertraut. Plus ça change, plus c'est la même chose, wie perfide Eurokraten zu sagen pflegen. Man könnte es auch rasenden Stillstand nennen.

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