Morgenglosse

Donald Trump und China haben also doch etwas gemeinsam

APA/AFP/HECTOR RETAMAL
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Die "America First"-Balzrufe des US-Präsidenten stoßen bei einem auf den ersten Blick ungewöhnlichen Publikum auf Anklang.

So werden Erzfeinde - zumindest vorübergehend - doch noch zu Freunden: US-Präsident Donald Trump ist schon mehr als ein Jahr vor der Wahl 2020 voll im Wahlkampfmodus. „Keep America Great!“, wirbt er bei jeder Gelegenheit um (neue) Wähler. So sehr strotzen seine „America First“-Balzrufe vor Nationalismus und Patriotismus, dass sie bis weit über den Pazifik zu hören sind. Auch in einem Land, wo der US-Präsident, der Peking mit dem erbitterten Handelskrieg in die Schranken verweisen will, sonst mit kaum Unterstützung rechnen kann: In China.

„Wenn du Freiheit willst, sei stolz auf dein Land. Wenn du Demokratie willst, halte an deiner Souveränität fest. Und wenn du Frieden willst, liebe deine Nation“, sagte Trump vergangene Woche bei seiner Rede vor der UN-Generalversammlung. „Die Zukunft gehört nicht den Globalisten. Die Zukunft gehört den Patrioten. Die Zukunft gehört souveränen und unabhängigen Nationen.“

Zehntausende Chinesen haben dieses Zitat, das die US-Botschaft in Peking am Dienstag auf der Kurznachrichtenplattform Weibo teilte, kommentiert und geliked. Sie fühlten sich bestätigt. Manche, weil sie darin eine Lektion für die protestgebeutelte Sonderverwaltungszone Hongkong sehen: Auch die Hongkonger Demokratieaktivisten sollten Patriotismus über Demokratie und Freiheit stellen. Andere, weil sie die territoriale Einheit Chinas in Gefahr sehen. Stichwort Tibet und Taiwan.

Das sind übrigens genau die Argumente, die die KP-Führung in Peking der Bevölkerung jeden Tag aufs Neue einimpft: Liebe zur Nation, Liebe zur Partei über alles! Bei so viel Liebe sei es doch egal, wie viele Regierungskritiker hinter Gittern landen, wie viele Uiguren wegen ihres muslimischen Glaubens unterdrückt werden. Hauptsache die Volksrepublik steigt zu alter Größe auf.

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