Unteres Belvedere

Fantastische Heimkehr des Wiener Surrealisten

„L'heure exacte II“, 1940, stellte Paalen in der ersten Surrealismus-Ausstellung in Mexiko aus.
„L'heure exacte II“, 1940, stellte Paalen in der ersten Surrealismus-Ausstellung in Mexiko aus. (c) Mark Kelman, New York
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Wolfgang Paalen war Österreichs einzig „echter“ Surrealist, ein Leben lang getrieben von Malerei, Exaltiertheit und Depression.

Dass man mit aufgespanntem Regenschirm, noch dazu dicht besetzt mit Naturschwämmen, schwer verreisen kann, hat nicht nur das Belvedere bei der Vorbereitung zur großen Retrospektive des 1905 in Wien geborenen Surrealisten Wolfgang Paalen bemerkt; es war ein enormer Aufwand, dieses fragile Hauptwerk aus einer Berliner Privatsammlung nach Wien zu bekommen. Paalen selbst hat die Sperrigkeit seines 1937 ersonnenen Objekts wohl den großen Durchbruch gekostet: MoMA-Direktor Alfred Barr hätte es gern erworben, erzählte Paalens Schwägerin, die die kiloweise Schwämme immerhin aufgenäht hatte. Doch Barr sah sich damals außerstande, das Trumm nach New York zu transportieren.

Dort hätte der saugfähige Schirm wohl einen Prachtplatz neben der ein Jahr davor erworbenen, eindeutig handlicheren Pelztasse von Meret Oppenheim bekommen, die für diesen heute weltberühmt ist. Während Wolfgang Paalen zwar einen Namen hat, vor allem in den USA und Mexiko. Aber keinen mit Oppenheim, Duchamp, Dalí oder Breton vergleichbaren. Schon gar nicht in seiner Heimat Wien, die er allerdings im Alter von acht Jahren mit den Eltern in Richtung Schlesien verließ (das Belvedere hat heute nur zwei seiner Werke in der Sammlung plus einer Dauerleihgabe). Der Vater war übrigens ein jüdisch-österreichischer Unternehmer (ursprünglich Pollack), der tatsächlich einen todschicken Handstaubsauger namens Vampyr erfand, die Mutter eine verhinderte Schauspielerin – was hätte das Kind werden sollen außer Surrealist?

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