Kunsthistorisches Museum

Eike Schmidt: "Man muss sich manchmal in die Waagschale werfen"

 Noch kein offizieller Vertrag mit den Uffizien: Setzte sich Eike Schmidt zwischen die Stühle? Im Bild: Schmidt vergangenen Sommer in Florenz.
Noch kein offizieller Vertrag mit den Uffizien: Setzte sich Eike Schmidt zwischen die Stühle? Im Bild: Schmidt vergangenen Sommer in Florenz.(c) imago images / Independent Photo Agency Int. (Claudio Fusi via www.imago-images.de)
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Warum Schmidt am KHM absagte? Weil ihm Florenz „sehr ans Herz gewachsen ist". Er sei aber nicht sicher, dass er in den Uffizien einen neuen Vertrag bekommen werde.

Eike Schmidt hat sich nun doch öffentlich zu Wort gemeldet. Seine extrem kurzfristige Absage als Direktor für das Kunsthistorische Museum wirbelte ja einigen Staub in der Kulturszene auf - und sorgte auch für Unstimmigkeiten zwischen Italien und Österreich.

Entsprechend groß war das Interesse, als sich der Schmidt am Donnerstagabend ins Wiener Semperdepot wagte. Dort erzählte Schmidt im Interview mit Ö1, dass er erst vor einer Woche entschieden habe, in Florenz zu bleiben. Die Entscheidung sei auch für ihn selbst nicht absehbar gewesen.

Und der Hauptgrund? Florenz sei ihm „sehr ans Herz gewachsen". Und durch die jüngsten kulturpolitischen Veränderungen in Italien „ergaben sich neue Möglichkeiten, die vorher nicht denkbar waren“, so Schmidt. Auf die Frage, was ihn denn so sicher mache, dass er in den Uffizien einen neuen Vertrag bekommen werde. „Nichts macht mich sicher. Aber man muss sich manchmal eben in die Waagschale werfen."

Dafür streute er noch derbisherigen und interimistischen Leiterin Sabine Haag Rosen: Das KHM sei wahrscheinlich eines der stabilsten Museen der Welt, lobte er. Die nahe liegende „definitive Bestellung“ Haags wird auch vom Österreichischen Museumsbund gefordert.

Neuer alter Kulturminister in Rom

Zum Hintergrund: Der Sozialdemokrat Franceschini ist seit einem Monat wieder Kulturminister in Italien. Er hatte den Posten bereits zwischen 2014 und 2018 besetzt und eine einschneidende Museumsreform über die Bühne gebracht. Diese hatte ausländischen Kulturmanagern wie Schmidt die Tore der prestigereichsten italienischen Museen geöffnet.

Eike Schmidt

Franceschinis Nachfolger Alberto Bonisoli, der von Juni 2018 bis August 2019 im Amt war, hatte die Museumsreform zum Teil rückgängig gemacht. Das Mandat einiger ausländischer Direktoren wurde nicht verlängert. Mit Franceschinis Wiederernennung zum Kulturminister wird wieder mit einem ausländerfreundlicheren Kurs in Italiens Kulturpolitik gerechnet. (red.)

Eike Schmidt, geboren am 22. April 1968 in der deutschen Studentenstadt Freiburg, studierte Kunst an der Universität Heidelberg. 2001 wurde er Kurator an der National Gallery of Art in Washington. Von 2006 bis 2008 war er im Getty Museum in Los Angeles tätig. Ein Jahr war Schmidt beim Auktionsriesen Sotheby's in London angestellt, bevor er ab 2009 in den USA die Skulpturenabteilung am Minneapolis Institute of Arts führte.

Den bisherigen Karrierehöhepunkt erklomm Schmidt 2015. Das italienische Kulturministerium entschied, die Führungspositionen renommierter Kulturinstitutionen mit Ausländern zu besetzten - allen voran die Uffizien mit Eike Schmidt. Er war der erste Ausländer an der Spitze der einstigen Privatsammlung der Medici seit deren Gründung vor rund 500 Jahren. In der zweiten Jahreshälfte 2019 sollte er den Leitungsposten am Kunsthistorischen Museum Wien übernehmen. Nun sagte er aber überraschend ab.

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