Ein halbes Dutzend designierter Kommissare ringt um die Bestellung, einige dürften noch ersetzt werden.
Brüssel. Während die Handwerker dieser Tage Ursula von der Leyens Dienstwohnung im Hauptquartier der Europäischen Kommission fertigstellen, rumort es bei der Zusammenstellung ihres Kommissarskollegiums enorm. Nach der ersten von zwei geplanten Wochen der Anhörungen in den zuständigen Fachausschüssen des Europaparlaments sind zwei Kandidaten bereits abgelehnt, schwebt über dem politischen Schicksal eines dritten das Damoklesschwert eines erneuten negativen Votums der Abgeordneten, und muss sogar die erklärte Favoritin des Präsidenten Frankreichs befürchten, aus dem Verfahren ausgeschieden zu werden.
Die Entscheidung der designierten Kommissionspräsidentin, auf eine private Wohnung in Brüssel zu verzichten und stattdessen unter der Woche auf spartanischen 25 Quadratmetern im Berlaymont-Gebäude zu leben, hat ihr vor allem in den deutschen Boulevardmedien das Lob vorbildlicher Sparsamkeit eingebracht. Doch viele Beobachter sehen in dieser Entscheidung den Ausdruck einer Haltung gegenüber der Öffentlichkeit, die böse Zungen als „Bunkermentalität“ bezeichnen. Von der Leyen gibt sich rar; Anfragen zu den Polemiken um die abgelehnten Kandidaten aus Rumänien und Ungarn, Rovana Plumb und László Trócsányi, beantwortet ihr Sprecher vage und ausweichend. Sie selbst hat sich seit ihrer Pressekonferenz vor drei Wochen öffentlich keinen Journalistenfragen mehr gestellt.